Vor einiger Zeit stieß ich in einer Dokumentation über die Hinterlassenschaften der UdSSR auf eine kleine Betrachtung über die Entwicklung des Bibliothekswesens in der russischen Provinz.
Eines der Grundanliegen der sozialistischen Programmatik bestand ja darin, der "Arbeiterklasse" ein größtmögliches Maß an Bildung zu ermöglichen, und daraufhin wurden selbst die abgelegensten Siedlungen Sibiriens mit recht gut ausgestatteten Bibliotheken versehen, die angeblich recht intensiv genutzt wurden.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion brach dem Bericht zufolge dieses System mit als erstes zusammen, ganze Bibliotheken wurden zurückgelassen, als die Menschen abwanderten, die Zurückgebliebenen nehmen gleichfalls keine Notiz davon.
Muss vor diesem Hintergrund das Grundparadigma, daß der Mensch nach Bildung strebt, wenn man ihn nur lässt und anleitet, als gescheitert angesehen werden, oder ist das Geschehen nur Ausdruck der miserablen Verhältnisse, des Zusammenbruchs aller Strukturen, welcher die Menschen auf ihre Grundbedürfnisse im Sinne Maslows zurückwirft, wo sie dann von Zielen wie Bildung Lichtjahre entfernt sind?