In Beuys Augen gibt es da keinen Unterschied, ob ein "Künstler" oder der städtische Bauhof Eichen und Steine setzt.
Beuys sah die Sache so: Jeder Mensch, der einen Baum pflanzt ist Künstler. Alle Menschen sind Künstler, alles, was sie tun ist Kunst.
Das ganze scheint eingebacken in einem esoterischen bis sozial-revolutionärem Weltbild und einer roddenberryesken Sicht auf die Zukunft. Beuys geht es dann darum, dass der Mensch das begreift. Wer meint, so einen Fettfleck könne doch jeder schmieren, hat seine Kunst eigentlich schon begriffen.
Beuys im
Interview 1984
[INDENT]SPIEGEL: Jeder Mensch also ist Künstler. Darin sehen Sie eine Säule Ihrer Freiheits-Idee. Können Sie das an einem Beispiel erklären?
BEUYS: Was ich meine, ist: Jeder Mensch ist ein Träger von Fähigkeiten, ein sich selbst bestimmendes Wesen, der Souverän schlechthin in unserer Zeit. Er ist ein Künstler, ob er nun bei der Müllabfuhr ist, Krankenpfleger, Arzt, Ingenieur oder Landwirt. Da, wo er seine Fähigkeiten entfaltet, ist er Künstler. Ich sage nicht, daß dies bei der Malerei eher zur Kunst führt als beim Maschinenbau ...
[...]
BEUYS:
Mein Erweiterter Kunstbegriff ist die einzige Möglichkeit, die herrschenden Verhältnisse zu überwinden.
SPIEGEL: So revolutionär klingt er gar nicht.
BEUYS: Worauf er wirklich hinzielt, ist: Das Geld muß raus aus dem Kreislauf. Die Kreativität der Menschen ist das wahre Kapital. Politische Parteien, der Begriff Politik überhaupt sind dagegen Unsinn. Die Gesellschaft gilt es zu einem Kunstwerk zu machen. Die moderne Kunst ist tot. Es gibt keine Postmoderne. Nun beginnt die anthropologische Kunst. Nur so sind der Kapitalismus und der Kommunismus zu überwinden.
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