Die Befreiung des Mannes, nur eine Angelegenheit der islamis
Verfasst: Do 14. Aug 2008, 00:07
Zitat von Lykurg:Necla Kelek: Die verlorenen Söhne. Plädoyer für die Befreiung des türkisch-muslimischen Mannes (2006)
Die Studie zeigt sehr deutlich, was schief läuft hinsichtlich der Integration (diesmal auf die männliche Hälfte bezogen)
Lykurg hat dieses Buch im wblig-thread vorgestellt, und mir stellt sich bei grobem Hinsehen eine Frage, der ich einmal nachgehen möchte.
Die Frage, die sich mir stellt, ist die, ob mensch wirklich von einer spezifisch problematischen Rolle des Mannes in der türkisch-islamischen Gesellschaft sprechen kann, oder ob dies nicht eine Angelegenheit ist, die in der Vergangenheit, mit Nachwirkungen bis heute, auch in den mitteleuropäischen Gesellschaften bestanden hat.
Die türkisch-islamische Gesellschaft ist streng patriarchalisch organisiert, die Sphäre des Mannes ist die Öffentlichkeit, er vertritt die Familie nach außen und regelt alle die Familie betreffenden Angelegenheiten. Demgegenüber ist die Rolle der Frau auf den Haushalt beschränkt, die Aufzucht der Kinder und die Ordnung des Haushaltes sind ihre Aufgaben, und dafür wird sie vielfachen Äußerungen zufolge allgemein geachtet und geschätzt.
Dementsprechend werden Jungen früh auf ihre führende Rolle hin vorbereitet, während Mädchen zu Folgsamkeit gegenüber den männlichen Familienangehörigen gegenüber angehalten und in haushaltlichen Fertigkeiten ausgebildet werden.
Die sich ergebenden Probleme in unserer Gesellschaft resultieren nun dem gängigen Modell zufolge vielfach aus sprachlichen Verständigungsproblemen, die zu frühzeitigen Schwierigkeiten in der Schule führen, was durch Verhaltensdifferenzen zu den deutschen Jugendlichen, die nicht verstanden werden - von beiden Seiten! - verstärkt wird und in der Summe zu schulischem und sozialem Versagen und Ausgrenzung führt, dann zu verstärkter interner Gruppenbildung und zunehmender Aggressivität - die Angelegenheit ist hinlänglich beschrieben.
Nun fällt aber auf, daß die Mädchen, trotz gleicher sprachlicher und kultureller Hürden, im Vergleich schulisch deutlich besser abschneiden und sich auch sozial besser integrieren, wenn sie nicht familiär daran gehindert werden.
Hier sehe ich nun eine Parallele zur Entwicklung des Männerbildes in Mitteleuropa und den Aggresssionen, die jahrhundertelang von diesen Männern ausgegangen sind.
Auch der mitteleuropäische Mann ist über Jahrhunderte auf eine Führungsrolle in der Familie hin erzogen worden, Eigenschaften wie Stärke, Leistungswille, Kampfbereitschaft sind zu männlichen Eigenschaften stilisiert worden - und wenn man die Werbung und den Sport betrachtet und damit befasste Beiträge auch in seriöseren Medien, sind diese Vorstellungen nach wie vor in den Köpfen, aber IMHO glücklicherweise weit weniger den Einzelnen prägend als in früheren Zeiten. Ist nicht vielleicht die starke Betonung der Dominanz des Mannes als Führungsperson wesentliche Ursache für die Gewaltausbrüche der mitteleuropäischen Gesellschaften gegen andere Gesellschaften, ganz unabhängig von der Frage Christentum vs Islam?
Welche Folgerungen ergeben sich daraus für die Erziehung von Jungen?