Scientology

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007
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So 8. Mär 2009, 19:42 - Beitrag #1

Scientology

Hallo zusammen.

Ich war kürzlich in Freiburg (im Breisgau) zum Einkaufen, wo mich zwei junge Leute anhalten wollten, um mich vor "Scientology" zu warnen.
Heute ärgere ich mich darüber, dass ich einfach weitergelaufen bin ohne den Flyer mitzunehmen.
Auf diese seltsame Begegnung hin habe ich beschlossen mal nachzuschauen, was "Scientology" eigentlich ist.
Ich kann nur soviel sagen - Jeder stellt es anderst dar.
Daher meine Frage an euch. Hat jemand von euch schon Erfahrungen mit Scientology gemacht? Egal ob positive oder negative.
Ich bin auf eure Meinungen gespannt.

Übrigens, falls jemand nicht weiß was "Scientology" ist kann sich auf deren Website informieren.
Link entfernt
Auch recht interessante Videosequenzen finden sich bei youtube.de.

Feuerkopf
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Mo 9. Mär 2009, 12:35 - Beitrag #2

Da Scientology unter dauernder Beobachtung des Verfassungsschutzes steht,

Bei der "Scientology-Organisation" (SO) bestehen tatsächliche Anhaltspunkte für Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung. Damit sind die gesetzlichen Voraussetzungen für eine Beobachtung der Organisation durch die Verfassungschutzbehörden gegeben. Eine entsprechende Feststellung traf die Ständige Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder (IMK) erstmals im Juni 1997.
Quelle

habe ich den Direktlink gelöscht.

janw
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Mo 9. Mär 2009, 13:47 - Beitrag #3

007, wenn Du auf die Selbstdarstellung von scientology verweist, dann doch auch auf ihre Kritiker.

Meine Meinung dazu? Eine kommerziell ausgerichtete Organisation zur Gewinnerzielung durch Verbreitung eines Dogmensystems mittels kostenträchtiger Kurse, das im Kern dem humanistischen Grundwertekanon widerspricht und grundlegend auf psychomanipulativen Methoden beruht - dabei geht IMHO eine besondere Gefahr davon aus, daß hierbei technische Geräte zum Einsatz kommen, die an moderne Dogmen à la "Technik ist unbestechlich, irrt nicht, failure-proof" appellieren. Gefahr deshalb, weil dies die psychomanipulativen Effekte verstärken kann.

Maglor
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Mo 9. Mär 2009, 17:01 - Beitrag #4

Ich bin ja der Ansicht, wir leben in einem freien Land und es steht dem mündigen Menschen frei, sich für ein Jehova, Krishna, Jehova oder das fliegende Spaghetti-Monster zu entscheiden.
Persönliche Erfahrungen habe ich nur Spaghetti und Pasta.
Was Scientology betrifft, so halte die Betonung der eigenen Wissenschaftlichkeit für den entscheidenden Unterschied zu anderen Sekten. Diese betonen ja nur den Anspruch auf die Richtigkeit der eigenen Exegese, aber merkwürdige Maschinen kommen da nicht zum Einsatz. Sprich sie gehen nicht von einer naturwissenschaftlichen Messbarkeit aus.
Wer glaubt durch den erfolgreichen Abschluss von Scientology-Seminaren Unsterblichkeit zu erreichen, der hat meiner Ansicht nach ein Problem.
Einige Menschen haben ja keine finanziellen Probleme dadurch, aber auch dort gibt Schattenseite. Vor einiger Zeit ging die Meldung über von John Tavoltas Sohn durch die Presse durch einen Krampfanfall durch die Presse. Neurologische und psychische Erkrankungen erfahren durch die Scientologen eine merkwürdige Deutung. Scientologen können in Folge ihrer Schulung nur geistig gesunde Menschen werden. Folglich war Travolta überzeugt, sein Sohn habe eine Art Allergie und keine neurologische Erkrankung.

007
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Di 10. Mär 2009, 19:46 - Beitrag #5

Natürlich bin auch ich der Meinung, dass jeder tun und lassen sollte was er/sie will. Aber sollte man die Leute nicht vor gewissen Dingen, wie zum Beispiel Scientology schützen?
Während meiner Recherschen im Internet fand ich unter anderem heraus, dass es schon Fälle gab nach denen Personen nach einem sog. "Auditing" in die Psychatrie eingewiesen werden mussten.
Oder ein Ehepaar, welches nach sieben Jahren aktiver Mitgliedschaft ein Vermögen in Höhe von 500´000 Euro ausgegeben hatte. - Natürlich muss man auch hier sagen "Soll doch jeder mit seinem Geld machen wass er will." aber kann es richtig sein einer, ich nenne sie bewusst "Firma", Geld in den Rachen zu schmeißen, die damit nur noch mehr Unheil anrichtet?? Denn einen Hintergrund in dem das Wohl des Einzelnen im Vordergrund steht ist für mich leider nicht erkennbar.

janw
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Di 10. Mär 2009, 20:49 - Beitrag #6

007, genau das sind wesentliche Punkte, die scientology vorgehalten werden - Gefahr der tiefgreifenden Gesundheitsschädigung der Menschen und finanzielle Ausbeutung - aber leider sind das allein zu schwache Gründe, um den Laden zu verbieten. Was sicher ein interessanter Weg wäre ist, die Verträge mit scientology für sittenwidrig zu erklären, dann würden alle Zahlungsverpflichtungen gegenüber dem Laden erlöschen.
Dem Argument, jeder solle sich doch frei entscheiden können, steht hier IMHO entgegen, daß sc. extrem aggressiv wirbt, besonders psychisch labile Personen in ihre Fänge geraten könnten, die starke psychomanipulatorische Wirkung im Verbund mit der Zerstörung der sozialen Einbindung der Anhänger (Rest der Gesellschaft wird als feindlich erklärt), die finanzielle Abhängigmachung und Schädigung der Anhänger und die aggressive, teils gewalttätige Verfolgung Abtrünniger.
Kurz, die Gemeinschädlichkeit der Organisation.

Immerhin besteht aber die Hoffnung, den Laden aus anderen Gründen zu schließen, nämlich aufgrund der Bestrebungen gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung.

007
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Di 10. Mär 2009, 22:31 - Beitrag #7

Zitat von janw:Dem Argument, jeder solle sich doch frei entscheiden können, steht hier IMHO entgegen, daß sc. extrem aggressiv wirbt, besonders psychisch labile Personen in ihre Fänge geraten könnten, die starke psychomanipulatorische Wirkung im Verbund mit der Zerstörung der sozialen Einbindung der Anhänger (Rest der Gesellschaft wird als feindlich erklärt), die finanzielle Abhängigmachung und Schädigung der Anhänger und die aggressive, teils gewalttätige Verfolgung Abtrünniger.
Kurz, die Gemeinschädlichkeit der Organisation.


Aber genau das ist ja der springende Punkt.
Dass diese Dinge nicht ausreichen um den Laden dichtzumachen. Ich bin bisher noch auf keine Aussage einer Person (die nicht zum Führungsgemium gehört) gestoßen, die sich postitiv zu Scientology geäußert hat.
Warum muss man erst warten, bis was passiert??

Maglor
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Mi 11. Mär 2009, 00:43 - Beitrag #8

Dass man den Laden Scientology einfach so schließen kann, möchte ich bezweifeln. Es gibt weitaus verfassungsfeindlichere Sekten in Deutschland. Die Polit-Sekte "Artgemeinschaft - Germanische Germanische Glaubensgemeinschaft wesengemäßer Lebensgestaltung" agiert seit den 1950er Jahren als offen neonazistische Organisation und wurde nie verboten.
Tatsächlich ist das Verbot religiöser Gruppen in Deutsch sehr schwer. Ein Beispiel für eine verbotene islamistische Organsation Kalifatsstaat. Der "Kalif von Köln" rief immerhin zum Mord auf, dass müssen die Scientologen erstmal nachmachen bevor sie verboten.
Erschwerend kommt hinzu das Uncle Sam schützend seine Hand über Scientology Deutschland hält. Immer wenn de Bundesrepublik gehen Scientology vorging, führte dies automatisch zu diplomatischen Verwicklung mit den USA. So wird aus Innenpolitik ganz schnell Außenpolitik.
Und je beliebter ein US-Präsident ist, um so schwerer ist es ihm zu widerstehen. :crazy:

Malte279
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Mi 11. Mär 2009, 01:10 - Beitrag #9

Erschwerend kommt hinzu das Uncle Sam schützend seine Hand über Scientology Deutschland hält. Immer wenn de Bundesrepublik gehen Scientology vorging, führte dies automatisch zu diplomatischen Verwicklung mit den USA. So wird aus Innenpolitik ganz schnell Außenpolitik. Und je beliebter ein US-Präsident ist, um so schwerer ist es ihm zu widerstehen.
Ist Scientology in den USA den so beliebt, bzw. so einflussreich in der Politik, dass die Überlegung direkt zu diplomatischen Verwicklungen führt? Hat es diesbezüglich in der Vergangenheit Äußerungen von US Präsidenten, Außenministern, Botschaftern oder sonstigen Politikern gegeben?

Amy
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Mi 11. Mär 2009, 01:16 - Beitrag #10

Möglicherweise klingt das etwas lächerlich, aber ich [und meine Eltern auch] habe tatsächlich die Befürchtung, meine Schwester ist Mitglied von Scientology.
Sie hat sich seit einiger Zeit wirklich sehr verändert und Dinge getan, die sehr untypisch für sie sind. Meine Mutter hat auch gerne das Wort "Gehirnwäsche" in den Mund genommen, was ich zwar im ersten Moment zu überzogen fand, aber doch in einigen Punkt zutreffend ist. [Ich möchte da nicht genauer darauf eingehen, mit Details und ähnlichem, da das zu privat wird.]
Außerdem hat sie des öfteren "Meetings". Sie verschweigt uns, worum es darin geht und wovon es ausgeht. Ich habe mal eine Liste mit Dingen angesprochen [z.B. Anonyme Alkoholiker], aber da hat sie immer nur gelacht und verneint.
Mein Vater hat sie neulich, als sie wieder einmal zu Besuch bei uns war, sehr ernst beim Mittagessen angesprochen, wann denn ihre Scientology-Treffen immer genau wären.
Es wurde dann groß außen rum geredet, aber letztendlich hat sie es - in meinen Augen - nicht verneint und vollkommen anders reagiert, als bei jedem anderem Vorwurf.

Gut, da könnte jetzt alles mögliche dahinter stecken, aber mein Gefühl sagt dazu "Nein" und bestärkt die Ahnung mit Scientology. Sie wohnt auch in einer Großstadt, wo sich eine Scientology-Kirche befindet.
Bei einem dieser Meetings hat sie auch einen (ca.) 25 Jahre älteren Mann kennengelernt [herrjeh... der ist älter als meine Mutter], für den sie innerhalb weniger Wochen ihre Wohnung aufgegeben hat [sehr sehr untypisch für sie... Natürlich kann man sagen, "Liebe!", aber meine Schwester war froh, ihre eigene Wohnung zu haben, weil Männer sie schnell genervt haben], zu ihm inn eine andere Stadt gezogen ist und ihn nun, vollkommen überstürzt, noch dieses Jahr heiraten will.
Uns ist die Sache natürlich nicht wirklich geheuer - ich hoffe, das ist einigermaßen verständlich.

Wenn wir mit ihr darüber sprechen wollen, blockt sie ab und hat zeitweise einen Monat den Telefonstecker gezogen, damit wir sie nicht erreichen konnten.


Scheinbar bin ich jetzt ein bisschen vom Thema abgekommen [*räusper*], aber wir haben wirklich die Befürchtung...

Nebenbei bin ich auch dafür, dass man deutlich vor Scientology warnt.
Vor ca. einem Jahr war es ja des öfteren in den Medien, dass Scientology bereits Schüler in "Nachhilfen" angeworben, bzw. manipuliert und geködert haben. Und das geht wirklich zu weit!
Wenn ich mir vorstelle, ich schicke mein kleines Kind einfach mal zur Nachhilfe, ahne nichts böses und dann wird dort einer Gehirnwäsche von irgendeinem Sektenanhänger vollzogen.

Ich habe auch damals die Videos von Tom Cruises Rede während eines Scientology-Treffens gesehen und fand das wirklich schockierend.
Teilweise hat es mich an Reden von Adolf Hitler erinnert und seine Frage "Sollen wir die Welt säubern?", worauf alle Anhänger mit "Ja!"-Rufen geantwortet haben, löst in mir Unbehagen aus.

Irgendwie scheint es mir, als würde man Scientology - wie viele andere Sekten - zu sehr unterschätzen.
Ich verstehe immer noch nicht, wieso nicht drastischer dagegen vorgegangen wird. Wenn ich mich nur an die Vorfälle der Kinder Gottes vor vielen Jahren zurückerinnere... Steht deren Sitz nicht immer noch? Obwohl alle wissen, dass es zu Kindsmissbrauch etc. kommt...

Und wenn ich mir ansehe, wie Scientology die Menschen kaputt macht! Schrecklich, wirklich schrecklich!
Ich habe mich eine Zeit lang mit dem Thema beschäftigt und mehrere Filme über "Aussteiger" angesehen, die nicht nur hochverschuldet sind, sondern auch für den Rest ihres Lebens geschädigt. Die Meisten ziehen alle paar Monate um, aus Sorge, Scientology-Mitglieder könnten sie finden. Die Menschen, die aussteigen, leben mit einer ständigen Angst vor einer "Rache", weil man ausgestiegen ist.

Scientology, das Problemkind. Und - was tun wir jetzt damit? ;)

e-noon
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Mi 11. Mär 2009, 10:44 - Beitrag #11

Solche Annahmen stehen in krassem Widerspruch zu jeglicher religiösen Überlieferung, wo von der „Seele”, dem „Geist” oder der „Lebenskraft” gesprochen wird – ein Glaube, der von allen zivilisierten Menschen geteilt wird.


Hab mir grad einiges über Scientology durchgelesen und würde mir deutschlandweit gesehen keine Sorgen machen... 5-7000 Mitglieder werden's wohl nicht reißen.

@Amy: Wenn deine Schwester betroffen ist, solltest du dir natürlich schon Sorgen machen. Auch wenn es nicht Scientology ist, wenn sie den Dialog total verweigert, legt das nahe, das sie etwas tut, was ihr selbst falsch erscheint, vielleicht Drogen nehmen oder was auch immer... Schreib ihr doch mal einen (kurzen!) Brief, in dem du nur kurz sagst, dass du sie lieb hast, dass du dir Sorgen machst, weil sie sich deiner Meinung nach verändert hat, und dass du sie um ein Gespräch bitten würdest.

Ansonsten würde ich sagen, dass "Deutschland" selber Schuld ist, wenn es nicht in der Lage ist, psychisch labilen Menschen andere attraktive Handlungsmöglichkeiten zu geben... irgendwen brauchen diese Menschen, und wenn es denn Scientology ist, der sie findet, oder Zeugen Jehovas oder welche verrückten Spinner auch immer, dann ist das eben so, muss jeder auch mal selber ein bisschen Nachdenken, bevor er sich in die Höhle des Löwen flüchtet. Der beste Schutz gegen Organisationen dieser Art ist immer noch ein kritisches wissenschaftliches Weltbild :pro:

Ipsissimus
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Do 12. Mär 2009, 11:25 - Beitrag #12

in meinen Augen ist die Scientology-Schelte in Deutschland, soweit ich sie verfolgt habe, von größtmöglicher Doppelmoral und Verlogenheit geprägt.

Die Bibel wirbt damit, dass Kinder ihre Eltern verlassen werden um Christi willen; die Bibel ist bis heute anerkannte und praktisch unrelativierte Grundlage des christlichen Glaubens: was machen seine heutigen Vertreter den Scientologen diesbezüglich also zum Vorwurf? Überall in den Gemeinden tönt es von der Notwendigkeit einer entschiedenen Hinwendung zu Christus, dem Segen eines aktiven, erfüllenden Glaubenslebens und der Durchdringung des Alltags durch den Glauben. Was wird also der Scientology zum Vorwurf gemacht? Dass sie bezüglich derartiger Notwendigkeiten noch einen klareren Blick hat, der in Mitteleuropa den Religionen ein wenig trübe geworden ist? Verfassungsfeindliche Tendenzen bei Scientology? Wie wäre es mit der glatten und eindeutigen Verfassungswidrigkeit bei den Katholen, z.B. hinsichtlich der praktizierten und selbst noch in der Theorie aufrechterhaltenen Minderbefähigung und damit Unterdrückung der Frau? Und das ist nur die Situation in Europa, wo sich christliche Religionen einen quasi aufgeklärten Anstrich gegeben haben. In Lateinamerika sind sie nicht so zimperlich.

Aus meiner Sicht ist die Scientology-Schelte seitens christlicher Kirchen nichts weiter als die Vertreibungs-Strategie des alten Haies, der den jungen Hai nicht in seinem Fressbecken haben möchte. Seitens des Staates ist es traditionelle Blindheit: auf der einen Seite feiert man die Trennung von Staat und Kirche, auf der anderen Seite lässt man bestimmte religiöse Symbole in Schulen zu, akzeptiert verfassungsfeindliche Elemente in christlichen Organisationen wie der katholischen Kirche und pusht seine Feinde auch noch mit der Erhebung von Kirchensteuern.

Einzig von Belang und nicht von vornherein bereits verlogen ist für mich daher die persönliche Perspektive; wenn ein Mensch von Scientology geschädigt wurde, hat er den gleichen Anspruch auf Wiedergutmachung wie die Opfer pädophiler katholischer Priester. Und genau wie die Pädophilie dieser Scheisskerle kein persönliches Einzelversagen sondern systemischer Natur ist, so ist es auch bei den Scientologen System.


Amy, es gibt da so viele Möglichkeiten, vor allem auch, wenn Liebe im Spiel ist. Ohne konkrete Aussagen ihrerseits oder anderer Nachweise bleibt das alles Spekulation.

007
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Sa 14. Mär 2009, 13:00 - Beitrag #13

Zitat von Ipsissimus:...in meinen Augen ist die Scientology-Schelte in Deutschland, soweit ich sie verfolgt habe, von größtmöglicher Doppelmoral und Verlogenheit geprägt.

...Was wird also der Scientology zum Vorwurf gemacht? Dass sie bezüglich derartiger Notwendigkeiten noch einen klareren Blick hat, der in Mitteleuropa den Religionen ein wenig trübe geworden ist?...

...Aus meiner Sicht ist die Scientology-Schelte seitens christlicher Kirchen nichts weiter als die Vertreibungs-Strategie des alten Haies, der den jungen Hai nicht in seinem Fressbecken haben möchte.

...wenn ein Mensch von Scientology geschädigt wurde, hat er den gleichen Anspruch auf Wiedergutmachung wie die Opfer pädophiler katholischer Priester. Und genau wie die Pädophilie dieser Scheisskerle kein persönliches Einzelversagen sondern systemischer Natur ist, so ist es auch bei den Scientologen System.


Einen klaren Blick? Für was? - Für die "Firmen"-kasse!
Meiner Ansicht nach sind die Absichten von Scientology nicht das Wohl der Menschen, sondern viel mehr der finanzielle Gewinn.
Was die Theorie mit den zwei Haien betrifft, trifft dies ja nicht nur auf die Kombination Scientology und Christentum zu, sondern viel mehr auf alle Relligionen untereinander. Jeder versucht die meisten Mitglieder für sich zu gewinnen, auch wenn dies nicht so offensichtlich getan wird wie mit Scientology.
Und genau wie pädophiele Priester aus dem Verkehr gezogen gehören, gehört Scientology meiner Ansicht nach auch verboten. Denn sie stellen eine Gefahr für die Allgemeinheit dar. Oder wie würdest du die Aussage von Tom Cruise "Sollen wir die Welt säubern?" interpretieren? Mir bereitet sie wie Amy schon sagte unbehagen.
Klar brauchen Menschen jemanden an den sie sich wenden können wenn sie Probleme, Sorgen oder ähnliches haben.
Aber kann es denn richtig sein, dass ich jemanden erst einer Gehirnwäsche, oder wie auch immer man es bezeichnen möchte unterziehen muss, dass er sich vertrauensvoll an mich wendet?? Und ganz neben bei auch noch ein Vermögen an mich bezahlen muss, dass ich mich ihm zuwende??

Ipsissimus
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Sa 14. Mär 2009, 13:16 - Beitrag #14

einen klareren Blick dafür, über welche Mechanismen die Bindung von Menschen an eine Religion erfolgt (in dem Zusammenhang: die Gehirnwäsche, die du den Scientologen attestierst, findet im christlichen Raum genauso statt, lediglich über einen größeren Zeitraum verteilt und durch altes Gewöhntsein geadelt).

Was die Tom Cruise Aussage angeht, so ist Unwissen kein Argument. Das "Cleanen" oder "clean werden) (aka "säubern" in der dümmlichen deutschen Übersetzung) ist das zentrale Ritual der Scientologisten; im christlichen gibt es dazu keine eins-zu-eins-Entsprechung, aber am ehesten kann mensch es als Kombination von Personalbeichte und Eucharistiefeier auffassen (und die Personalbeichte mit all ihren möglicherweise verheerenden, möglicherweise heilsamen Auswirkungen auf eine Psyche wird auch im katholischen noch betrieben, wenn auch derzeit nicht im Fokus der Aufmerksamkeit). Cruise fordert die anderen dazu auf, Mission zu betreiben, in der Terminologie von Scientologie, mehr nicht. Und auch das ist so fraglich oder wenig fraglich wie bei allen anderen Religionen auch.

Dass sie Mitglieder suchen, kannst du ihnen auch nur dann zum Vorwurf machen, wenn du großzügig übersiehst, dass den christlichen Kirchen in Europa ihre Mitglieder mehr oder weniger automatisch in den Rachen gestopft werden; da wo das nicht der Fall ist, treiben die Christlichen genauso Mission wie alle anderen.

Das einzige, was ich den Scientologen wirklich ankreide, ist, dass sie so dumm sind. Sie betreiben ihre Verarsche nicht annähernd so geschickt wie die Christlichen. Aber Unterschiede in der ethischen Legitimität sehe ich keine. Die ist in beiden Fällen nicht gegeben.

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Sa 14. Mär 2009, 18:47 - Beitrag #15

Ok, was die Mitgliedergewinnung betrifft, hast du mich weitgehend überzeugt.
Aber was ist beispielsweise mit den Aussteigern? Viele Betroffene leben nach eigenen Angaben in ständiger Furcht von einem ihrer "früheren Freunde" entdeckt zu werden. Dass kann man den Christen wirklich nicht anhängen. Mag sein, dass man im Dorf schief angeschaut wird. Das war´s dann aber auch schon.
Oder was die finanziellen Aufwendungen betrifft - Was stellt Scientology mit dem vielen Geld eigentlich an? Im Januar 2008 in der Sendun "Beckmann" (ARD), berichtete ein Aussteiger, dass er innerhalb von sieben aktiven Jahren 500´000€ für diese Zwecke ausgegeben hatte.
Sicher werden bei dem ein oder anderen auch Kirchensteuer vom Lohn abgezogen. Da kommen dann aber keine 500´000€ in sieben Jahren zusammen. Außerdem ist ja einigermaßen nachvollziehbar, was mit dem Geld gemacht wird.

Ich möchte die christlichen Relligionen, keinesfalls hochloben. Denn auch hier gibt es die ein oder andere Sache, die mich darin bestätigt keiner Relligion anzugehören.

Maglor
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So 15. Mär 2009, 12:21 - Beitrag #16

Unsere Gesellschaft ist mittlerweile von Religiösität so weit entfremdet, dass eine Religion die über simple Klubzugehörigkeit hinausgeht als radikal, fundamentalistisch gilt. Vieles was heute Sekten vorgeworfen wird, war früher auch in der Amtskirche üblich. Wenn sich Gläubige nicht nur an Weihnachten und zu Hochzeiten und Todesfällen zum Gottesdienst treffen, gilt das schon als extremistisch. Wird aus der Religion eine Art Ethik abgeleitet und im Alltag konsequent umgesetzt, klingt das schon nach einer Gefahr für Recht und Ordnung. Wir dann auch noch behauptet, die eigene Religion sei allein seeligmachend und die andere seien ungläubig, wird schnell behauptet, dass sei intolerant.
Eigentlich ist dies ja für Religionen alles keines ungewöhnlich, nur in Zeiten des allgewertigen Relativismus, wie Benedikt XVI es ausdrücken würde, erscheint dies ungewöhnlich und befremdlich.
In Deutschland ist ein Typ wie Ned Flanders eben ein gefährlicher Sektierer und Radikaler, in Amerika nur ein Christ, der die Sache ziemlich ernst nimmt.
Es soll ja mal eine Religion gegeben haben, wo zwischen Aschermittwoch und Ostern gefastet wird, ebenso wie jeden Freitag. Und jeden verdammten Sonntag trafen sie sich zur Frühmesse, während sie den Rest ihrer Freitzeit in kirchlichen Jungendorganisation und dem Kolping-Werk verbrachten. Schon eine merkwürdige Parallel-Geselschaft, die es im 20. Jahrhundert wohl noch gegeben haben soll. Und Ehen mit Protestanten, die ja ein waren natürlich unerwünscht, denn die lebten ja in einer anderen, abgeschlossenen Welt.

Zitat von 007:Außerdem ist ja einigermaßen nachvollziehbar, was mit dem Geld gemacht wird.

Ist dem wirklich? Bei Scientology ist noch ziemlich nachvolziehbar, dass eingezahlte Gelder in persönliche Dienstleistungen in Form von Seminaren eingetauscht werden. Und wenn jemand 500000 Euro in sieben Jahren an Scientology überweist, so hat er nicht nur ein ernsthaftes Problem sondern auch viel Geld.
Anders bei der Kirchensteuer: Ob die eingezahlten Gelder nun der Renovierung der Kirche, der Entwicklungshilfe, der Mission, der Bezahlung der Pfarrer oder der Verwaltung des kirchlichen Grundbesitzes aufgewendet werden, ist anders als bei zweckgebundenden Kollekten völlig unklar. Die Kirchensteuer verschwindet im Kirchenhaushalt und dort ist nicht alles karitativer Natur.

Zitat von e-noon:Der beste Schutz gegen Organisationen dieser Art ist immer noch ein kritisches wissenschaftliches Weltbild

Gerade bei Scientology trifft dies nicht zu, behauptet doch die Scientologen selbst ihre Lehre sei wissenschaftlich, durch elektronische Geräte messbar...
Im Grunde liegen die Wurzeln ja im Science-Fiction.
Eigentlich haben wir bei Scientology aber mit einem unkritischen pseudowissenschaftlichen Weltbild zu tun. ;)

e-noon
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So 15. Mär 2009, 12:27 - Beitrag #17

Eigentlich haben wir bei Scientology aber mit einem unkritischen pseudowissenschaftlichen Weltbild zu tun.
Und genau dagegen hilft ein kritisches wissenschaftliches Weltbild :) was nicht zwangslaeufig mt dem uebereinstimmen muss, was Scientology ein wissenschaftliches Weltbild nennt :P

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So 15. Mär 2009, 16:53 - Beitrag #18

Zitat von Maglor:Ist dem wirklich? Bei Scientology ist noch ziemlich nachvolziehbar, dass eingezahlte Gelder in persönliche Dienstleistungen in Form von Seminaren eingetauscht werden.


Aber in welchem Verhältnis steh denn das? Eine halbe Million für irgendwelche Seminare. Damit werden doch sicherlich nicht nur die Kosten für jene Seminare gedeckt.

Maglor
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So 15. Mär 2009, 17:32 - Beitrag #19

Eine halbe Millionen Euro für zertfizierte Unsterblichkeit ist im Grunde ein gutes Geschäft für alle Beteiligten. ;)
Da frage ich mich, warum ausgerechnet dumme Menschen so reich oder reiche Menschen so dumm werden können. :crazy:
Tja, den Mehrwert des ganzen wird wohl die Scientology-Church zur Finanzierung hehrer Ziele nutzen.

Ipsissimus
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Di 17. Mär 2009, 17:18 - Beitrag #20

ich tippe mal auf Anwaltskosten. Gute Anwälte sind teuer, und die Scientology braucht viele gute Anwälte. Der Rest geht für den Aufkauf deutscher Innenstädte drauf^^

versteht mich bitte nicht falsch, ich bin kein Freund von Scientology. Ich bin nur ein Fan von "gleiche Bewertungskritierien für alle Kombattanten", und wenn man den Mist, den sich die Christlichen in ihrer gesamten Variantenbreite erlauben, ernst nimmt und nicht in vorauseilenden Entschuldigungen denkt, dann steht Scientology nicht schlimmer da als jedwede christliche Spielart auch

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