Musik und Liebe...

Wenn Ihr ein paar gute Witze kennt oder etwas Lustiges in den Weiten außerhalb der Matrix gefunden habt, könnt Ihr es hier posten - keine Zählung der Beiträge.
Lykurg
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Fr 10. Aug 2007, 14:44 - Beitrag #1

Musik und Liebe...

Zitat von "Die Welt" vom 22. Juni 2007:
Von Manuel Brug

Komponist Carter mag seine Musik nicht mehr

Man sollte diese Meldung ein wenig mit Vorsicht behandeln, immerhin ist ihr Verursacher schon zarte 98 Jahre alt. Doch sei es drum. Spät, aber offenbar nicht zu spät hatte Elliott Carter eine Art göttliche Eingebung. Der Doyen der amerikanischen Musikmoderne, ein knochentrockener Atonaler, der gleichwohl von Pierre Boulez, James Levine und Daniel Barenboim (der 1997 an der Berliner Lindenoper dessen erstes Musiktheater "What's next?" uraufführen ließ) hochgeschätzt wird, entschuldigte sich bei den Musikliebhabern weltweit für "ein halbes Jahrhundert vergeudeter Zeit". Carter sagt, er habe sich wohl seit den Vierzigerjahren auf einem "Irrweg befunden", in dem er immer weiter in einer Sackgasse mit scheußlich klingender Musik marschiert sei: "Niemand mag das hören. Warum habe ich mein Leben darauf verschwendet?" Carter macht den Dirigenten Vorwürfe, die seine Musik aufführen, und den Kritikern, die sie immer neu hochleben lassen: "Wir sollten alle zurückgehen und unser Köpfe wieder frei bekommen von diesem Unsinn." Carter macht seine 2003 im Alter von 95 Jahren verstorbene Frau für seinen Kompositionsstil verantwortlich: "Sie mochte dieses Zeug. Und ich konnte zu ihr niemals ,Nein' sagen." Er verspricht aber, sich zu bessern: "Von jetzt an werden ich gut sein und nur noch schöne Musik schreiben, vielleicht etwas, was auf einem irischen Folksong basiert." Auch überlegt er, ob er seinen gewaltigen Opuskatalog überarbeiten und mit Tonalität überzuckern sollte. bru

Ipsissimus
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Di 14. Aug 2007, 09:22 - Beitrag #2

hust ...^^

Alterssenilität? PR-Gag?

Lykurg
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Di 14. Aug 2007, 12:02 - Beitrag #3

Möglich ist beides. Aber die F-Dur-Fassung von "What Next" würde mich schon interessieren... :D

janw
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Di 14. Aug 2007, 12:24 - Beitrag #4

Immerhin bemerkenswert, daß er seine Frau für seine "Fehltritte" verantwortlich macht. Es ist schon schwer, Eigenverantwortlichkeit für sein Handeln zu erkennen, auch wenn man 99 ist :rolleyes:

Besonders würde mich mal "Three Illusions for Orchestra" interessieren...sitzt da ein Orchester und imaginiert, daß es spiele?^^

henryN
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Di 14. Aug 2007, 19:14 - Beitrag #5

einen brillianten Humor hat dieser Mann. göttlich :-)

Ipsissimus
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Di 14. Aug 2007, 22:07 - Beitrag #6

sicher, Henry^^ wenn dieser 98jährige in deinem Alter wäre, käme nichts anderes in Frage^^

Lykurg
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Di 14. Aug 2007, 23:23 - Beitrag #7

Ich finde Henrys Lesart gar nicht so unwahrscheinlich angesichts dessen, was er schon vorher musikalisch so gemacht hat... Allerdings sollte man sich in dem Alter auch bewußt sein, daß jede Äußerung dieser Art die letzte sein kann; und ob man die Nachwelt wirklich so verwirren will?

janw, die Darstellung ist ja eher die eines plötzlichen Erwachens aus einer allumfassenden Wahrnehmungsstörung, in die neben den Kritikern und Dirigenten eben auch seine Frau eingeschlossen war. Eine besondere Verantwortung weist ihr der Journalist zu; wie stark dieser Punkt in Carters eigener Sichtweise ins Gewicht fällt, ist nicht gesagt.

janw
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Mi 15. Aug 2007, 02:06 - Beitrag #8

Lykurg, ich verstehe das Zitat schon so, daß Carter selbst seine Frau als wesentlich treibende Kraft sieht:
"Sie mochte dieses Zeug. Und ich konnte zu ihr niemals ,Nein' sagen."

Gut, und die Dirigenten und Kritiker haben das dann weiter getrieben.
Sicher, Liebe führt bekanntlich zu Sehstörungen, und der Kundendruck veranlasst Produzenten zu allen (un)möglichen Produkten, aber kann dies dem Komponisten über Jahrzehnte hinweg verborgen geblieben sein?

Immerhin rührt die Geschichte an einem der grundlegenden Vorbehalte, dem moderne Kunst immer wieder begegnet, daß nämlich Kunst der/einer wie auch immer gearteten Schönheit vepflichtet sei, die bei moderner Kunst eben als nicht gegeben wahrgenommen wird.
Es läuft IMHO auf eine Nichtung seiner Kunst als moderner Kunst hinaus, wenn er sie jetzt verhübscht, denn zumindest vieles, was moderne Kunst ausmacht - u.a. die Frage danach, was Kunst überhaupt will, ob sie überhaupt etwas will oder ob sie nicht nicht mit einer Intention gar aufhören würde Kunst zu sein - gerät darüber ins Abseits.
Muss man ihm vielleicht dankbar sein, daß er wieder zum Nachdenken über diese Fragen anreizt?

henryN
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Do 16. Aug 2007, 02:21 - Beitrag #9

Was ist Schönheit?

jedenfalls wird er nicht verhindern wollen und können, dass sich noch jemand seine Musik anhört. Vielleicht war er ja auch nur in den Pariser Katakomben spaziert oder sowas ähnlichem. Die Maurer um 1800 herum hatten viel Spaß und Humor beim übereinandermauern von Gebeinen und Totenschädeln ;-) :-)

Ipsi ich gebe Dir natürlich Recht darin, dass der Eindruck entstehen könnte, er versucht sich auch damit nur von der Masse abzuheben, sich zu überheben. Hätte er dieses so früher formulieren können oder bewußt gedacht, hätte er es entweder gar nicht sagen müssen, oder wäre irgandwann vielleicht einfach Gärtner geworden.......

"Red is the rose that in yonder garden grows
Fair is the lily of the valley
Clear is the water that flows from the Boyne
But my love is fairer than any..........

Letztlich gesteht er offen ein das er selbst nur Spielball seines eigenen Spiels war..... Das ist doch schon mal was.

janw
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Sa 18. Aug 2007, 23:25 - Beitrag #10

Henry, klar, noch grundsätzlicher ist natürlich die Vorstellung, daß es soetwas wie Schönheit gebe. Und daß Kunst überhaupt irgendetwas will oder dies mit ihrem Kunst sein in irgendeiner Verbindung steht.

Naja, die Verbindung von Alter und Weisheit ist auch nur eine Illusion^^


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