Erstrezension aus dem Jahressammelbecken:
Zitat von Padreic:Django
Danach konnte ich nur denken: "What a motherfucker of a movie maker!" Ist höchstens eine Spur schwächer als Inglourious Basterds, also bärenstark.
Grobe Handlung ist, dass ein von Christoph Waltz gespielter Kopfgeldjäger einen Sklaven (Django, mit stummem 'D') kauft, der ihm helfen soll gewisse Typen zu finden. Danach lässt er ihn frei und versucht mit ihm seine Frau zu finden/sie zu befreien. Das Finale findet auf der Farm von Monsieur Candy (Leonardo di Caprio) statt.
Szenerie, Schauspielerei (besonders auch di Caprio!) und Regie sind großartig. Es gibt zwei/drei Szenen, die von der Gewalttätigkeit her hart anzusehen sind, aber ich finde die Darstellung von Gewalt in dem Film insgesamt sehr gelungen (deutlich schmutziger und auch besser als in Kill Bill). Ein Punkt, den ich jedoch besonders betonen möchte, ist die Ernsthaftigkeit des Films.
Natürlich gibt es auch einen Haufen Witz im Film, aber gleichzeitig macht der Film nachdenken und mitfühlen über/mit Sklaverei. Wie viele Filme über Sklaverei kennt man sonst? Hier wird sie in verschiedensten Aspekten durchaus recht subtil dargestellt, ist das Hauptthema quasi den ganzen Film durch.
Nebenbei zu bemerken ist noch, dass in dem Film einige Sätze auf deutsch gesprochen werden, da nicht nur Christoph Waltz einen Deutschen spielt, sondern auch die Frau von Django deutsch kann.
Eigene Rezension, die aber sicher nicht alle Aspekte streift:
Nach "Inglorious Basterds" bleibt Tarantino seinem neuen "epischen" Stil treu - ist aber trotz Genre-Annäherung eher wieder weiter weg von seinem großen Vorbild Leone. "Django" hat so manche wirklich großartig inszenierte Momente, viele kommen aber auch eben knapp nicht über die Grenze von reinem "boah, guckt mal, wie cool das ist"-Geprolle hin zu echter Größe hinaus. Unangenehm fiel mir auch der Musikeinsatz auf - gut, über die zwei Einspielungen von Rap/Hiphop (oder was es auch genau war) kann man noch als Geschmackssache diskutieren, aber insgesamt war der Einsatz viel zu brachial und die Musik kämpfte oft eher gegen den Film an, als ihn zu tragen, wie es bei so vielen klassischen Western der Fall war.
Untadelig dagegen die Schauspielerauwahl. Waltz stiehlt natürlich wieder allen die Show, wobei von seinem Spiel dank "exceptional beard" an sich weniger zu sehen war als bei IB, aber die Rolle selbst ist einfach genial ausgelegt. Auch DiCaprio und Jackson (den ich nicht erkannt habe) begeistern. Foxx scheint ein bisschen abzufallen, das liegt aber hauptsächlich daran, dass er die seiner Rolle eigentlich durchaus eingebaute Tiefe nur selten in Worten ausführen darf]Politisch wäre meines Erachtens vor allem über "black slavers are worse than white ones" zu diskutieren - ich habe die Kontroverse über den Film in den USA nur grob verfolgt, kann mir aber gut vorstellen, dass sich viel an dieser (durch die Bösewichtsüberlebensreihenfolge auch recht explizit vom Macher unterstützte) Aussage entzündet hat. Auch, dass Django das "1 in 10.000" für sich übernimmt, und dass er am Ende weder seine Mitgefangenen rekrutiert noch diese ihm von sich aus helfen wollen, kann man als implizites Bestätigen von Candies Unterwürfigkeits-Anlagen-Gerede (miss)verstehen.
[spoiler]Schade zudem, dass Hildi nicht gerade eine starke Frauenfigur abgibt, reine zu rettende Prinzessin bleibt, gerade der Brunhild-Bezug hätte da doch offensichtliche Anknüpfpunkte für eine aktivere Rolle gegeben. Oder ob die aktiv vermieden wurden, weil z.B. eine überraschende Feuerunterstützung in letzter Minute schon wieder als zu klischeehaft erschienen wäre? Aber auch ohne solche rein kämpferischen Optionen wäre da mehr zu holen gewesen. Und nein, das ist kein unvermeidbares Problem des Western-Genres, siehe "Sister Sara", Jill in "Once Upon a Time in the West" und zumindest ein paar andere.[/spoiler]
Zur Gewaltdarstellung: Ich teile hier Tarantinos mehrfach zu Protokoll gegebene Ansicht, dass das Thema Gewalt braucht, um zu wirken; allerdings denke ich, dass ein gleichzeitig subtilerer und härterer Einsatz besser gewirkt hätte als diese Splatter-Fontänen, die das Gezeigte stellenweise schon eher ins Lächerliche ziehen, als die Dramatik zu betonen.
Aber mit einem realistischeren Stil hätte er sich natürlich auch stärker in die Richtung eines echten Historienfilms bewegt und sich an dessen Kriterien messen lassen müssen. Die gleiche Gratwanderung gab es ja schon bei IB, und neben Tarantinos eigener bio-/filmographischen Perspektive dürfte ein wesentlicher Grund für diese bleibenden Trashaspekte seiner Werke der Versuch sein, sich so einer Verortung zu entziehen.
Gute Frage. "Amistad" dürfte der prominenteste sein. Aktuell "Lincoln", wenn auch indirekter. Relevanter für Django dürften einige Spätwestern sein, die das Thema zumindest am Rande aufgriffen - in mindestens einem von und/oder mit Clint Eastwood müsste den Helden iirc ein befreiter Sklave begleitet haben, könnte "The Outlaw Josey Wales" gewesen sein (wo, wie ich gerade bei imdb sehe, auch eine "Laura Lee" vorkommt)Zitat von Padreic:Wie viele Filme über Sklaverei kennt man sonst?
Als mal jemand "D-dschango" stottert, zündet der Witz natürlich; aber gibt es ansonsten eine Aussprachefeinheit, die der Aussage Sinn verleiht? Oder soll der Witz eben einfach nur sein, dass es sie nicht gibt, und das D so stumm ist wie ein "Ttom" ein stummes t hätte?Django, mit stummem 'D'
Ach ja: [spoiler]Ein Problem habe ich noch mit der Charakterentwicklung von Dr. Schultz. Der Wandel vom fast völlig geldfixierten Kopfgeldjäger zum Mann mit mehr Idealismus und Skrupel als Django, exemplifiziert in der auf die Bauern-Erschießung zurückgreifenden Diskussion der beiden und auf die Spitze getrieben mit seinem letzten Schuss, ging mir zu schnell und grundlos. Ein paar Gründe werden ja (von ihm selbst) genannt ("Verantwortungsgefühl" für Django oder sind durch das Gezeigte implizit (Abscheu über die Zustände auf Candyland, die anscheinend trotz all seiner Abgebrühtheit noch alles übersteigen, was er bisher gesehen hat), aber irgendwie reichte mir das nicht. Oder habe ich am Anfang Anzeichen übersehen, dass da schon mehr unter seiner harten Schale steckte?[/spoiler]