Gerhard Berger: Schumacher stärker als Senna und Prost
© F1Total.com/sid 13. März 2001 - 12:40 Uhr
Gerhard Berger kennt die großen Namen der letzten Jahre in der Formel 1
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Weltmeister Michael Schumacher ist der beste Formel-1-Pilot aller Zeiten - davon ist jedenfalls BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger überzeugt. "Von den Rennfahrern, die ich kennengelernt habe, und das waren immerhin von Lauda über Rosberg bis zu Mansell, Piquet, Prost und Senna alle Großen der letzten Jahre, schätze ich Schumacher als den Stärksten ein", sagte der Österreicher, der von 210 Rennen zehn gewann, im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst. Berger nennt den Ferrari-Star, gegen den er selbst noch gefahren ist, inzwischen sogar in einem Atemzug mit dem legendären Brasilianer Ayrton Senna, der 1994 in Imola tödlich verunglückte.
"Ich habe mal gesagt, Senna sei unerreichbar und niemand werde jemals sein Charisma haben. Ich bin aber vorbelastet, weil Senna einer meiner besten Freunde war und man toten Helden ohnehin einen besonderen Status einräumt." Schumacher habe "über die Jahre ein Charisma bekommen, das geprägt ist von seinen Erfolgen. Es gibt Leute, die haben Charisma schon vor dem Erfolg, andere bekommen es durch den Erfolg."
Schumachers sportliche Leistung beeindruckt den ehemaligen Ferrari-Fahrer aus Tirol sehr: "Der Bursche ist einfach auf jeder Strecke schnell, egal, ob es regnet oder nicht, ob es kalt ist oder heiß, er ist im Zweikampf stark, er ist in der Strategie stark, er fährt die Boxeneinfahrt am schnellsten. Er ähnelt Ayrton Senna sehr in der Perfektion der Details."
Am kommenden Sonntag beim Großen Preis von Malaysia in Kuala Lumpur (8.00 Uhr/live bei Premiere World und RTL) könnte Schumacher seinen sechsten Sieg in Serie feiern. Das ist bislang in der Formel 1 lediglich dem Italiener Alberto Ascari gelungen. Der erste Ferrari-Weltmeister siegte in den Jahren 1952 und 1953 sogar neunmal in Folge. Auf je fünf Siege hintereinander wie Schumacher brachten es bislang der Australier Jack Brabham (1960) sowie die beiden Engländer Jim Clark (1965) und Nigel Mansell (1992). Nur noch sechs Erfolge fehlen Schumacher außerdem zum "ewigen" Rekord des Franzosen Alain Prost, der insgesamt 51 Grand Prix gewann.
Nicht vergleichbar, so Berger, sei Schumacher mit den Stars der Siebziger und Achtziger Jahre wie beispielsweise James Hunt oder Nelson Piquet, die ihr Leben abseits der Formel 1 in vollen Zügen genossen. "Heute beschäftigen sich die Fahrer stundenlang mit Telemetrie und Feinabstimmung, dann wartet die Frau oder Freundin, man geht ins Hotel und dann zum Fitnesstraining. Im meiner Zeit war es statt der Telemetrie das Boxenluder, Ehefrau oder Freundin gab es nicht, und das Fitness-Studio war nur ein kleiner Teil der Arbeit. Da ist es schon lockerer zugegangen", erinnert sich der Österreicher.
Für Berger werden die Fahrer immer die Aushängeschilder der Formel 1 sein, trotz des wachsenden Engagements großer Automobilhersteller: "Der Fan schätzt es, wenn BMW, Mercedes oder Toyota seinem Lieblingsstar das optimale Paket zur Verfügung stellen. Aber er ist Anhänger eines Schumacher, eines Senna oder eines Piquet", meinte der Ex-Pilot: "Ich glaube, dass die Fahrer nach wie vor die Stars in diesem Geschäft sind, es auch bleiben müssen und bleiben werden."