Zitat von janw:scuba, zum einen sehe ich keinen relevanten Zusammenhang zwischen Demokratie und Wirtschaftssystem:
Zitat von Scuba:Der Zusamnmenhang ist elementar. Nur innerhalb der Möglichkeit frei Verträge abschließen zu können, können sich Regeln bilden, die für alle gleichermaßen gelten und eine Justiz die für Verfahrensgerechtigkeit gegenüber Jedermann sorgt, - unabhäng des Ansehens der Person. (Frei nach Kant: "Was man Du nicht willst das man Dir antu', das füg auch keinem anderen zu..") Das ist die Grundlage unser freiheitlich demokratischen Grundordnung. Wer was anderes erzähtl lügt. Insbesondere die Lüge, das man die freie Martkwritschft davon trennen könnte
Eine solche Marktwirtschaft, die sich selbst Regeln gibt, kann es aber auch in einer Monarchie geben. Der Umgang von Kaufleuten untereinander im 14.JH war dadurch geprägt. Eine Gerichtsbarkeit kann von jeder Art Herrschaft eingesetzt werden.
Der Punkt ist aber, daß selbstgegebene Regelsysteme auf einer Gleichrangigkeit der Partner beruhen, aber versagen, wenn ein deutliches Kraftgefälle zwischen ihnen besteht. Für die Verhältnisse innerhalb einer Kaufmannschaft wird dies in Manns "Buddenbrooks" recht deutlich, für die Verhältnisse zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer sei auf das 19.JH mit dem Manchester-Kapitalismus verwiesen - dessen Versagen in dieser Hinsicht ja gerade zu der von Dir bekämpften staatlichen Intervention führte.
Man hätte keine Begrenzung der Kinderarbeit und Arbeitszeitnormen eingeführt, wenn hier nicht himmelschreiende Mißstände bestanden hätten. (Dabei soll natürlich nicht unterschlagen werden, daß die Einführung entsprechender Normen zu den jeweiligen Zeitpunkten durchaus auch machtpolitischen Zielen folgten, in Deutschland wollte Bismarck damit der Sozialdemokratie den Boden wegziehen.)
Zitat von janw:Marktwirtschaften gibt es sowohl in Diktaturen wie in Demokratien, ebenso stark reglementierte Wirtschaftsordnungen.
Zitat von scuba:In welcher Diktatur gibt es bitte eine Marktwirtschaft?
In welcher stark regelmentierten Wirtschaftsordnung gibt es freie Wahl(en)? (Bitte stelle keine Tatsachenbehauptungen auf, die die Du nicht belegen kannst)
Beispiel China: Erst seitdem der Markt etwas und sukzessive "frei gelassen" wird, können sie ihre Menschen ernähren. Im sleben Zug wächst die individuelle Freiheit (auch wenn sie noch am Anfang stehen)
Chile zur Zeit der Militärdiktatur, Argentinien und Brasilien ebenso, Südafrika zur Zeit der Apartheid, fallen mir spontan ein.
Zitat von janw:Letztlich kann in einer Demokratie nur aus dem Topf gewählt werden, der den allen politischen Gruppierungen gemeinsamen Konsens, zumindest die Bedingungen zur Wahlzulassung der Parteien, umfasst, und daraus haben nur diejenigen Gruppierungen eine Chance auf Umsetzung ihrer Vorstellungen, die ein Mindestmaß an Gesellschaftsfähigkeit besitzen.
Gesellschaftsfähigkeit wird dabei zum guten Teil durch mediale Behandlung beeinflusst.
Zitat von scuba:Ja gut, ds kennen wir ja. Die Medien sind zu einem 'rot grünen Umerziehunglsager' verkommen. Wer noch zu seiner Familie oder Heimat steht und Eigeninititative in der Gesellschaft zeigt ist verdächtig "RÄÄCHts" und bereitet die Rückkehr Hitlers vor. (und ähnliche innerlinke Polemiken)
Zitat Roland Tichy (Wirtschaftswoche):
"Zu viele deutsche Medien sind zu rot-grünen Umerziehungslagern verkommen. Wer Fleisch isst, versaut das Weltklima, Beamte wissen besser als du selbst, was gut für dich ist. Die Steuern müssen rauf, die Kinder in die Krippe, denn Eltern schaden ihren Säuglingen wie sonst nur das Rauchen ihrer Gesundheit. Bitte nicht vergessen: Der Rhein-Tsunami bedroht deutsche Kernkraftwerke, Obama ist Gott, und wer gegen die Frauenquote ist, schändet auch Migranten am Arbeitsplatz. Viele Journalisten haben den Kontakt zur Lebenswirklichkeit"
Ein "rotgrünes Umerziehungslager" sehe ich da weniger, es gibt ja immer noch die FAZ und Springer.
Mir ging es aber um etwas anderes:
Die Wahlzulassung und die Aussicht auf Überschreiten der 5%-Klausel schränken den Bereich der vertretenen politischen Überzeugungen ein - ohne daß ich einer der dadurch ausgeschlossenen Überzeugungen das Wort reden wollte.
Von den dann wählbaren Parteien haben nur die eine Chance, ihre Vorstellungen umzusetzen, die hinreichend Stimmen bekommen, um im Parlament Einfluss zu haben oder gar der Regierung anzugehören.
Um entsprechend viele Stimmen zu bekommen, müssen diese Parteien hinreichend positiv wahrgenommen werden, und das wird u.a. durch Medien gesteuert.
Siehe die Links-Partei. Ich habe selbst meine Probleme mit einigen ihrer Vertreter, aber komme nicht drumrum ihr zuzugestehen, daß sie als einzige die Probleme auf dem Arbeitsmarkt grundsätzlich anspricht und wirksame Lösungsvorschläge anbietet - wie weit die auch über das Ziel hinaus schießen mögen - außerdem den Finger in wichtige Wunden der Außenpolitik legt (Waffenhandel, militärische Interventionen).
In meinen Augen relevante Sachpositionen. Das Maß an Ausschlussverhalten seitens der anderen Parteien wirkt für mich zunehmend irrational, was sich allerdings gibt, wenn ich die mediale Behandlung hinzu ziehe, quer durch die Landschaft.
Zitat von janw:Zum anderen ist der Arbeitsmarkt IMHO grundsätzlich inkompatibel zur Gruppe der Märkte:
Märkte betreffen Angebot und Nachfrage von Gütern, deren Wert sich nach dem wechselnden Verhältnis der Mengen von Angebot und Nachfrage bemisst.
Die Güter an sich interessieren dabei nicht, auch nicht, woher sie kommen, wie sie entstehen, wohin sie gelangen, geschweige was mit überschüssigen Gütern passiert.
Zitat von scuba:Zunächst einmal ist der Arbeitsmarkt aus ökonomische Sicht auch nichts anderes als ein Gütermarkt!
Auch hier wird gem. obigem Pkt. 2) frei getauscht! (in Form von Arbeitsteilung). Pkt. 3 wäre die Sklavenhaltung und physische Ausbeutung der Produktiven (wie im Sozialismus...)
Im Gegensatz zu Deinen Vorstellungen hat für einen Marktwirtschaftler (Kapitalisten) die Information darüber, - woher die Güter kommen, wie kanpp sie sind, welceh Qualität sie haben, wer sie herstellt, was für Abfälle dabei entstehen, usw....- eine alles überragende Bedeutung! Nur so läst sich überhaupt eine Rentabilitätsrechnung durchführen, die er machen muss, um sein Risiko zu minimieren!? Nur so hat er überhaupt eine Chance Gewinn dabei zu machen!? Da z.B. diese Rechnugen bei Sozialisten nicht erfolgt, (u.a. weil Produktivität mit Rentabilität verwechselt wird), kommt es zu systematischen Fehlallokationen von knappen Gütern (wozu auch Arbeitskraft zählt) und die regelmäßig in Hungertod, Krieg und Umweltkatastrophen enden. (Wenn sie nicht vorher von Kapitalisten "gerettet" werden)
Worauf ich hinaus wollte, steht im nächsten Abschnitt.
Hier nur so viel: Arbeitskraft ist heute kein knappes Gut, und das bedeutet, daß der Anbieter von Arbeitskraft eine schwache Position hat.
Wenn ich in einer Melonenschwemme Melonen anbiete, habe ich ein Problem, das ich aber durch Anbieten von gerade gefragten Pfirsichen beheben kann.
Ein Anbieter von Arbeitskraft hat aber nur diese anzubieten, d.h. er als Mensch steht zur Disposition.
Zitat von janw:Das ist bei Arbeitsmärkten anders: Auf dem Arbeitsmarkt geht es zwar vordergründig um menschliche Arbeitskraft, diese ist aber nicht zu trennen von den Menschen dahinter. Das heißt, es geht am Ende doch immer um einen Handel mit Menschen. Und mittelbar auch mit diesen verbundenen, bis hin zu von diesen abhängigen Menschen (Kinder,...) Das mag man so lange tolerieren, als es den Menschen dabei hinreichend gut geht und die Menschen in ihrer menschlichen Freiheit und Entfaltungsmöglichkeit nicht erheblich beeinträchtigt werden, also solange die Arbeit sie einerseits nicht schädigt, sie andererseits aber auch von ihr leben können, und die Arbeitskraft auf dem Arbeitsmarkt hinreichend abgenommen wird.
Zitat von scuba:[...]Der unglaublich Wohlstandsaufschwung bei den "Massen" war erst nach Überwindung der Feudalherrschaft (Beziehungsherrschaft) möglich. Erst als man Geld frei und in die eigene Tasche erarbeiten konnte war das Ende des Adels und der Leibeigenschaft (und des Hungertodes) besiegelt.
Dann war Manchester nur eine linke Fiktion, oder wie? Oder nötiges Durchgangsstadium im Lichte einer dialektischen Entwicklung? "Per aspera ad astra"?
Und was soll bitte die Ausage, das "Arbeitskraft hinreichend abgenommen wird"?? Arbeitskraft ist (in der öffentlichen Sphäre) ein knappes Gut und stets gesucht!?
Stefan Blakertz:
1. Aussage der Ökonomie der Freiheit: Arbeitslosigkeit hängt ausschließlich vom Lohnniveau ab. Das gilt unabhängig vom Wirtschaftssystem
2. Aussage der Ökonomie der Freiheit: Das Lohnniveau hängt von der Produktivität ab. - Minus der Zwangsabzüge durch den nicht-produktiven Sektor des Staates (Auch das gilt für alle Wirtscahftssysteme)
Gut, dann soll es also eine Preisfrage sein.
Dann erkläre mir aber diese zwei Dinge:
1. Wie soll ein Arbeitnehmer bei beliebig geringem Lohn davon leben, d.h. auch Daseinsvorsorge betreiben (KV,Sozialversicherung,usw)
2. Wie sollen Kinder, Alte und Kranke in einer solchen Gesellschaft leben?
Zitat von janw:In dem Moment aber, wo es darauf hinausläuft, daß die Arbeitskraft von Menschen aufgrund von diesen eigenen Merkmalen systematisch nicht mehr abgenommen wird, wird es in meinen Augen kriminell.
Zitat von scuba:Dann sind wir ja einer Meinung: Gewerkschafter und gutmenschliche Mindestlohnbefürworter sind kriminell, da sie systematisch verhindern das die Arbeitskraft von Menschen abgenommen wird. Denn die erzwunge Hochsetzung von Löhnen zieht für den geringsten bezahlten Arbeiter keine Lohnerhöhung nach sich, sondern Arbeitslosigkeit. Das hier solltest Du Dir dazu mal anschauen:
http://www.youtube.com/watch?v=vOLEfTz-Q0U
Das Zitat stand im Zusammenhang damit, daß Handel von Arbeitskraft IMHO immer ein Element von Handel mit Menschen beinhaltet - was solange zu tolerieren sei, wie es den Menschen dabei angemessen gut gehe.
D.h. das Wohlergehen der beteiligten Menschen, einschließlich Kinder usw. ist für mich Maßstab der Beurteilung.
Man könnte dabei erwägen, daß es vielleicht noch genüge, eine reelle Chance auf einen Arbeitsplatz zu haben.
Allerdings haben nicht wenige Menschen ohne Arbeit nichtmal mehr diese reelle Chance, wie gerade heute das Forschungsinstitut der BA für Arbeit festgestellt hat. Je älter ab ca.45, je weniger qualifiziert, je kränker, je länger arbeitslos, umso mehr wird die Sache zum reinen Lottospiel.
Und da hilft auch keine Freigabe der Löhne.
Zitat von janw:Ohne angemessenen Lohn werden Menschen beschäftigt, die für ihre Arbeitgeber Gewinne erwirtschaften, für diese Arbeit aber nicht genug bekommen, um davon zu leben.
Was fehlt, muss von der Allgemeinheit aufgebracht werden.
Ist das rentabel?
Zitat von scuba:Dieser Zustand ist äußerst "rentabel" für die stärkste Gruppe in unserer Gesellschaft: Die Sozialpolitiker und die Armutsindustrie.
Wer hält den die Arbeiter davon ab selbst ein Unternehmen zu gründen, um selbst die Gewinne einstreichen zu können? Der freie Markt - oder der (Sozial-) Staatspolitiker, der mit seinem ihm verbunden hochsubventionierten Konzernen und Gewerkschaften den Arbeitsmarkt dermaßen üerreguliert haben, das ein findiger Jungunternehmer nie und nimmer die Chance bekommt in diese (Gewinn-) Nische vorzustoßen?
Ein Jungunternehmer braucht dreierlei: Ein Produkt, das hinreichend nachgefragt wird, eine Finanzierung für die Erstproduktion und eine hinreichende Risikotragfähigkeit.
Bereits ersteres hat nicht jeder.
Die Entwicklung der Existenzgründer nach 2000 spricht eine eindeutige Sprache.