2004, Äquatorial-Guinea, ein Zwergstaat an der westafrikanischen Küste
Während die Welt-Öffentlichkeit auf den Irak blickt und über angebliche und tatsächliche Kriegsgründe lamentiert, ist man in Afrika schon einen Schritt weiter.
Dort ist man gar nicht mehr auf die labilen Feindbilder der Industriestaaten angewiesen, vielmehr beauftragten liquide Geldgeber eine südafrikanische Sicherheitsfirma damit einen Staatsstreich in dem ölreichen Zwergstaat Äquatorial-Guinea zu durchzuführen.
Der Plan wurde durch das kühne Eingreifen des gefürchteten Diktators Robert Mugabe verhindert, der den ehemaligen britischen Elite-Soldaten Simon Mann und seine internaionalem Söldnerkonsortiums auf ihrem Zwischenstopp in Zimbabwe verhaften ließ und später an Äquatorial-Guinea auslieferte. Trotz der Verwicklung deutscher Staatsbürger in die Umsturz-Pläne ja sogar des Sohns der ehemaligen britischen Premierministerin Magret Thatcher fanden die Ereignisse wenig Aufsehen, in der auch ganz auf den nahen und mittleren Osten konzentrierten Öffentlichkeit, sieht von wenigen Artikeln wie diesem aus der Frankfurter Rundschau ab.
Klar ist nur eines. Wären es britischen Soldaten und keine rechtslosen Söldner, die in einem westafrikanischem Knast vegetieren, wäre das sicher äußerst ärgerlich und Anlass für diverse Aufregung. Wäre es ein Soldat der deutschen Bundeswehr gewesen, der im fernen Äquatorial-Guinea zu Tode gefoltert wurde und kein deutscher Söldner-Logistiker, der Skandal wäre perfekt. Der deutsche Gerhard Eugen Merz starb am 17. März 2004 im "Black Beach"-Gefängnis in Malabo, Äuquatorial-Guenia. Zur gleichen Zeit fiel in China ein Sack Reis um.
Wann kommt die Forderung nach der Freilassung unserer Söldner? Wo sind die Flugzeugträger, die unsere Jungs aus den Fesseln eines afrikanischen Zwerg-Staates freibomben?
Sicher ein leichteres und weniger gefährliches und Aufsehen erregendes Abenteuer als der Irak... (Aber nach den deutschen Söldnern, die im Irak fallen, kräht ja auch kein Hahn.)
Wenigstens ist der Investor und Chef-Planer Mark Thatcher mit ein Geld- und Bewährungsstrafe davongekommen. Das war schon immer der Unterschied zwischen Soldaten an der Front und Feldherren auf fernen Hügeln.
Aber nur keine Aufregung? Am 3. November diesen Jahres wurden Simon Mann und andere aus ihrer Haft vorzeitig entlassen. Die Gründe sind unklar, immerhin wurde die Södner rechtskräftig zu über 30 Jahren Haft verurteilt. Die Darmstädter Staatsanwaltschaft hat ihre Ermittlungen gegen das Offenbacher Charter-Unternehmen, das die bewaffneten Briten, Franzosen, Südafrikaner, Armenier usw. nach Äquatorial-Guinea bringen sollte, eingestellt.
Nur Georg Eugen Merz ist noch immer tot. Für die anderen kann der Kampf um Rohstoffe weitergehen.