In Facebook werden Meinungen nicht nur verbreitet, sondern auch selektiert.
In einem
Spiegel-Artikel werden die seltsamen Wirkungszusammenhänge zwischen der Facebook-Software und den hässlichen Fratzen der User dargestellt.
Zitat von Spiegel:Die ersten Kommentatoren machen noch darauf aufmerksam, dass hier etwas nicht stimmt. Doch die frühen Kommentare klappt Facebook ja irgendwann zusammen, außerdem sind kritische Anmerkungen dieser Art selten die populärsten.
Es ist schon in der Software vorgesehen zu sein, dass der eigentliche Wert einer Meinung nicht ihre Objektivität, Begründetheit, Richtigkeit oder politische Korrektheit ist, sonndern die Anzahl ihrer "Likes". Die Beliebtheit ist der eigentliche. Je größer die Provokation, je stärker die Emotion angregt und die Vorerfahrung bestätigt wird, desto besser. Ist das hier der Anfang des gefürchteten Zeitalters des Feuilletonismus?
Zum Schutz der Gesellschaft - denn es kann ja nicht gut sein, wenn sich meine Meinung viral verbreitet - verzichte ich nach wie vor auf die Nutzung.
Doch es blüht immer brauner in Deutschland.
Zitat von Spiegel:Für die neue Wut- und Hasskultur, die in Deutschland um sich zu greifen scheint, gibt es drei Erklärungen, und zwei davon haben mit dem Internet zu tun.
Die erste erscheint ziemlich unwahrscheinlich: All die Menschen, die sich plötzlich so ängstlich bis brutal über Flüchtlinge äußern, haben selbst schon schlimme Erfahrungen mit Migranten gemacht.
Die zweite geht ungefähr so: Es gab schon immer so viel rechtes Potenzial, ausländerfeindliches Ressentiment, so viel Aggression und Dummheit in der deutschen Bevölkerung - aber jetzt wird all das, Facebook sei Dank, erstmals für alle sichtbar.
Die dritte mögliche Erklärung ist komplizierter und weit beunruhigender. In Kurzform lautet sie so: Es erscheint nicht nur so, als ob derzeit immer mehr Menschen immer radikalere Positionen vertreten - es ist tatsächlich so. Das Netz radikalisiert manche Menschen.
Das Vertrauen in den Algorhythmus der Gegenwirklichkeit ist für einige so groß, dass das Nicht-Subjektive nur "Lügenpresse" sein kann.
Aufklärung war der Ausgang des Menschen aus seiner selbstschuldeten Unmündigkeit. Die zeitgenössische Anti-Kant wüde wohl postulieren: Habe den Mut deine Gefühle und Vermutung zu äußern, zu posten und dich mit Gleichgesinnten zu vernetzen.
Es ist jedoch keineswegs so, dass dieses Phänomen allein auf dem rechten Rand beschränkt ist. Das Verbreiten von "beliebter Wahrheiten" ist ein allgegenwärtiges Problem, dass nun auch zur Selbstlenkung der Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa führt. Es waren immer wieder die Gerüchte oder auch die beliebten Fehlinterpreationen, die die große Wanderung immer wieder antrieben.
Der von der CDU immer mal aufgegriffene Ansatz auf Gerüchte und Fehlinterpretation innerhalb der Flüchtlingsszene mit eigener Propaganda zu reagieren, ist meiner Meinung nach durchaus richtig. Es gelingt ihnen jedoch nicht den komplexen Sachverhalt richtig zu erklären.
Es ist daher eine entscheidende Aufgabe der Gegenwart diese Gegenwirklichkeiten zu brechen und die Konstrukte algorhythmisch geordneter Unwahrheit zu entlarven. Dies betrifft sowohl die umgreifende Fremdenfeindlichkeit, als auch die jihadistiche Gegenwirklichkeit mit ihren eigenen Netzkanälen usw. Imgrunde sind jetzt nicht die Politiker und Journalisten gefragt, sondern die Programmierer von Facebook, Google, Youtube usw., die sich ihrer Verantwortung bewusst werden müssen.