Seltsam, dass noch niemand den ausführlichen Wikipedia-Artikel
Ziegenproblem verlinkt hat.
@Jan und Maurice: Vielleicht hilft es, zu beschreiben, wann die Wahrscheinlichkeit tatsächlich 50-50 beträgt. Wurde nämlich bereits eine Tür aufgedeckt und es besteht noch die Wahl zwischen zweien, so kann der Kandidat eine Münze werfen, um zu entscheiden, welche Tür er wählt. Hierbei ist dann die Wahrscheinlichkeit 50-50, dass er die richtig erwischt, denn der Münzwurf ist eine von allem vorher geschehenen völlig unabhängige Zufallsentscheidung.
Dagegen ändern sich die Wahrscheinlichkeiten, wenn der Kandidat eine Strategie verfolgt, die vorher gegebene Informationen miteinbezieht. Der Kandidat steht eben nicht einfach nur vor zwei öffenbaren Türen, sondern er steht vor drei Türen, deren derzeitiger Offen-/Geschlossen- und Ziege-/Auto-Zustand Teil eines Systemes ist. Dieses gesamte System muss man betrachten. Und hier ist es eben eine faszinierende Leistung der Wahrscheinlichkeits-/Spieltheorie, dass man, ohne die Information über das System wirklich selbst zu haben (der Kandidat weiß ja nicht, wo der Gewinn steht,
aber er steht da und somit ist die Information im System vorhanden), aus dem Wissen über das generelle statistische Verhalten des Systems eine Strategie mit höherer Gewinnwahrscheinlichkeit als die reine Zufallsentscheidung entwickeln kann.
Zusammenfassend: Entscheidet sich der Kandidat per Münzwurf, hat er eine Gewinnwahrscheinlichkeit von 50%, da ein unabhängiges Zufallsereignis (für unseren Deterministen: eine erst jetzt mit den aktuellen Ereignissen verknüpfte, andere Kausalkette) alle vorige Information überschreibt. Dies ist aber nicht die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Tor A oder Tor B den Preis enthält, sondern dafür, ob er das Tor mit dem Preis wählt oder nicht. Es ist ein neues Ereignis.
Entscheidet er sich hingegen aktiv zwischen "wechseln" oder "nicht wechseln" oder hat sich diese Strategie sogar vorher festgelegt, so ist die Chance 1/3 zu 2/3, da hier kein neues Ereignis eintritt und auf nicht gleichverteilte Vorzustände des Systems gesetzt wird.
Ein IMHO schönes Analogon hierzu: Wenn ich dir sage, du sollst zwischen den Zahlen 2-12 auf eine tippen, dann hätte ja an sich erstmal jede dieser Zahlen die gleiche Wahrscheinlichkeit und es wäre egal, welche du wählst. Wenn ich dir jedoch dazu sage, dass ich die Zahl mit 2 sechsseitigen Würfeln generiert habe, dann ist dir klar, dass es für die 7 eine weit höhere Wahrscheinlichkeit gibt als für die 12. Du stehst genauso vor 11 Zahlen, aber du hast Vorwissen über das System, und somit ist die Wahrscheinlichkeit nicht gleich.
Übrigens könnte der Kandidat auch die Strategie "immer abwechselnd wechseln oder nicht wechseln" verfolgen. Dann würde er wie beim Münzwurfin 50% der Fälle gewinnen. Auch wirre Strategien mit ganz krummen Wahrscheinlichkeiten sind denkbar.
@Maurice speziell: Ich befürchte, dass auch meine Ausführungen dich ebensowenig überzeugen werden wie die der anderen. Deshalb muss ich wohl einige deiner Grundansichten zu diesem Thema torpedieren...
Aber ist schon länger her, seit ich Mathe habe. Ich gebe lediglich wieder, was für mich logisch ist. Und Logik ist ja subjektiv.
Prinzipiell mag Logik subjektiv sein, aber es beschreiben nur manche Logiken die Welt, wie wir sie wahrnehmen.
Wir beide sagen "nein", die anderen "ja". Wissen kann es aber imo keine der beiden Parteien. Da hilft es auch nichts, wenn jemand wie Sarah die Phrase vom "gesunden Menschenverstand" verwendet, die bei mir keine Wirkung zeigt.
Gesunder Menschenverstand hilft hier als Argument nicht weiter, denn der ist nun wirklich subjektiv. Aber Empirie
hilft weiter, wie es Padreic schon sagt. Du sagst:
kann man weitere Testes verlagen... solange bis man in etwa das Ergebnis hat, das einem gefällt.
Aber das trifft hier eben nicht zu. Wir reden hier nicht von psychologischen "Studien" per Umfragen, bei denen man tatsächlich stets das Ergebnis bekommen kann, das man haben will. Wir reden hier von sauberer Statistik über physikalische Zufallsgeneratoren. Und da gibt es das Gesetz der großen Zahlen (das entweder aus den Axiomen der Mathematik folgt, oder, wenn du diese nicht akzeptierst, eben aus der Empirie). Man kann nur in eine Richtung solange messen, bis man das Ergebnis hat, das man will. Wenn ich behaupte, ein W6 würde in 1/6 der Fälle eine 6 würfeln, dann kann ich ewig würfeln und das Sechstel wird immer besser werden. Wenn ich behaupte, die 6 träte in der Hälfte der Fälle auf, dann finde ich vielleicht bei ein paar Würfen dieses Ergebnis, aber je länger ich würfle, desto schlechter wird das Ergebnis für mich. Dieses statistische Verhalten ist so zuverlässig, dass ich durchaus auf folgenden HAndel eingehen würde: du gibst mir 1000€, wenn ich Bundeskanzler werde, ich gebe dir 1000€, wenn du es schaffst, vor meinen Augen mit 1000 Würfen 1000 6en zu fabrizieren.
Die Wahrscheinlichkeitsrechnung, wie sie heutzutage mathematisch fundiert ist, passt perfekt zur wahrgenommenen Welt - wenn du ihre Methoden nicht akzeptieren willst, dann musst du leider auch akzeptieren, dass deine ihr entgegengesetzten Ansichten für niemanden irgendeinen Sinn ergeben und dir in keiner Lebenssituation irgendetwas nützen. Wie ich schon oft sagte: Relativismus mag eine tolle Haltung für Philosophen sein, aber keine für die reale Welt.
Jeder hat nun seine Evidenzen, aber wie entscheiden wir, wer Recht hat? Beweisen werden wir es dem jeweils anderen nicht können und da jeder momentan von seiner Sichtweise überzeugt ist, scheint es mir wenig sinnvoll die Argumente einfach wieder und wieder zu wiederholen.
Damit nochmal zu einem IMHO schwerwiegenden Widerspruch in deiner Argumentationsweise. Du bezeichnest dich als Determinist, realen Zufall als nicht existent. Warum bitte siehst du dann einen Unterschied zwischen dem, was Nichtdeterministen als Zufall bezeichnen, und dem klassisch determinierten? Ich gehe davon aus, dass du, wenn du eine vorgefasste, auf "Evidenz" beruhende Meinung zu einem simplen physikalischen Thema hast ("so ein dickes Flugzeug kann doch niemals fliegen") und man dir sauber durchgeführtes Experiment vorführt, dass das Gegenteil zeigt (und dir auch die Gelegenheit gibt, dies beliebig oft, mit abgewandelten Bedingungen etc. zu wiederholen), deine Meinung änderst. (Wenn nicht, ist in der Tat jede Diskussion völlig sinnlos.) Aber bei einem Zufallsexperiment (das für dich ja nur ein so komplexes sein kann, dass man nicht alle versteckten Parameter kennt und somit nur statistische Aussagen machen kann) lehnst du jedwede Verbindung zwischen den empirischen Ergebnissen und den vorher aufgestellten Wahrscheinlichkeiten ab? Wie passt das zusammen?
Also nochmal eine große Zusammenfassung: du hast nur deine auf nichts gestützte Evidenz, wir haben ein mathematisches Modell, das auch sonst nie versagt, und auch zu diesem konkreten Fall empirische Untersuchungen. Mir wäre es natürlich am liebsten, wenn du eine der Erklärungen verstehst; aber ansonsten kann ich es zumindest nicht darauf beruhen lassen, dass du ernsthaft behauptest, es gäbe keinerlei Indizien für die Richtigkeit einer der Seiten.