Rechtfertigungen für die Behauptung überpositiver Rechte

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Maurice
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Mo 7. Mai 2007, 22:07 - Beitrag #21

Was Didaktik und Rhetorik mit Philosophie zu tun hat? Ich vertrete einen philosophischen Standpunkt und von dem möchte ich andere überzeugen. Damit mir das gelingt, mache ich mir auch ein wenig Gedanken über Didaktik und Rhetorik, die mir helfen sollen, meinen Standpunkt besser an den Mann und an die Frau zu bringen. Ich schreibe ja nicht bloß für mich (in so Fällen schreibe ich, wie es mir gerade danach ist), sondern in gewisser Weise für ein Publikum. Ich möchte für möglichst viele gut verständlich sein und trotzdem ein gewisses Niveau einhalten.

Ipsissimus
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Di 8. Mai 2007, 09:55 - Beitrag #22

gut, deine pädagogischen Neigungen in allen Ehren, aber mit der Sache hat es nichts zu tun, wie etwas Geschriebenes beim Rezipienten ankommt. Kein Philosoph, auch nicht der Moraltheoretiker, ist davon enthoben, seine Thesen sauber herzuleiten, und da halte ich die Herleitung "Konvention" der Herleitung "transzendente letzte Setzungsinstanz" (bzw. dem gleichwertig "Naturrecht") eindeutig für überlegen, weil sie auf menschliche Vernunft rekurriert. Der Mensch ist das Maß aller Dinge; zumindest in diesem Bereich gilt das uneingeschränkt.

Menschen, die das Bedürfnis haben, ihre Moral auf eine letzte transzendente Setzungsinstanz zurückzuführen, leben in einem prinzipiell von meinem verschiedenen Referenzsystem. Selbst wenn es dir gelingen sollte - was ich ohne weiteres für möglich halte - für jene Menschen eine einwandfreie Herleitung überpositiver Rechte (und Pflichten) zu konstruieren, würden Leute, die in diesem Punkt ein ähnliches Referenzsystem wie ich haben, nach einem einzigen Blick bestenfalls mit den Schultern zucken und unsres Weges gehen.

e-noon
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Di 8. Mai 2007, 18:44 - Beitrag #23

@Ipsi: Einer von uns hat eindeutig den anderen nicht verstanden, ich bin irgendwie verwirrt... :confused:

Selbst wenn es dir gelingen sollte - was ich ohne weiteres für möglich halte - für jene Menschen eine einwandfreie Herleitung überpositiver Rechte (und Pflichten) zu konstruieren
Das ist das Gegenteil von dem, was er vorhat, wenn ich bis hierhin alles richtig verstanden habe, sind wir uns da einig?

würden Leute, die in diesem Punkt ein ähnliches Referenzsystem wie ich haben, nach einem einzigen Blick bestenfalls mit den Schultern zucken und unsres Weges gehen.
Soll das bedeuten, dass es vice versa genauso hoffnungslos ist, oder siehst du eine Möglichkeit, Menschen, die von überpositivem Recht ausgehen, vom Gegenteil zu überzeugen?

Maurice
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Di 8. Mai 2007, 20:11 - Beitrag #24

Kann mich e-noon nur anschließen: Entweder wir verstehen dirch die ganze Zeit falsch oder du uns.

Ich möchte in der die Position vertreten, dass es KEINE überpositiven Rechte gibt. Und damit ich meine Leser von dieser Position überzeugen kann, muss sich meine Argumentation an bestimmte rhetorische und didaktische Richtilinien halten. Ich glaube, dass ein sachlicher Stil in einer Hausarbeit, bei dem ich auch die Gegenpositionen sachlich darstelle, erfolgversprechender ist, als wenn ich wie Yana polemisch und herablassend über die gegnersichen Ansichten herziehen würde. (Damit sage ich nichts darüber aus, inwieweit Yanay Vorgehen für dieses Forum angemessen ist. HAusarbeit und Forum sind nicht dasselbe.)

Ipsissimus
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Di 29. Mai 2007, 13:12 - Beitrag #25

ich hatte dich so verstanden, Maurice, daß du eine Arbeit über überpositive Rechte schreiben willst^^ daß du kein Überpositivler bist, ist mir klar, ich wollte lediglich Anregungen zur Widerlegung bringen^^

e-noon
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Di 29. Mai 2007, 15:19 - Beitrag #26

Ich nehme an, es wird eine eher kritische Analyse überpositiver Rechte ^^ Macht ja nichts, nur ist
für jene Menschen eine einwandfreie Herleitung überpositiver Rechte (und Pflichten) zu konstruieren
nicht Sinn und Zweck der Hausarbeit, nehme ich stark an.

Argumente für beide Seiten sind gerne gesehen, denn auch wenn man eine Meinung nicht teilt, gibt es dennoch immer ein paar mehr oder weniger gute Argumente dafür, finde ich. Ich hoffe mal, dass ich in Maurice's Sinne antworte... :)
Wenn du also ein paar Belege oder Beispiele dafür hast, dass die Behauptung überpositiver Rechte aus der Konvention entstanden ist (oder selbst Konvention ist), würden die mich sehr interessieren :)

Maurice
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Di 29. Mai 2007, 18:01 - Beitrag #27

Was jedenfalls meine Hausarbeit angeht: Ich schreibe jetzt doch über ein anderes Thema, nämlich über die "Anerkennungs-These", die versucht moralische Forderungen über die Anerkennung des Gegenübers zu rechtfertigen.

Man kann hier natürlich weiter über überposiitve Rechte diskutieren, ich wollte nur bescheid sagen, dass dabei niemand mehr an meine Hausarbeit denken muss. ;)

Padreic
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Mo 18. Jun 2007, 22:09 - Beitrag #28

@Ipsi: Es ist ja nicht so, dass kein Machthaber (und Machthaber sind wir alle! nur in unterschiedlichem Maße) in irgendeiner Weise an eine "überpositive Moral" glauben würde, ob implizit oder explizit (ersteres auch ihr, scheint's mir). Es gibt, denke ich, sehr wenige, die in einer völligen Skrupellosigkeit leben. Gerade ein Herr Bush dürfte an eine überpositive Moral glauben.

Du tust manchmal so, finde ich, als ob es da unser Wollen gebe und dann noch die Moral. Aber das Wollen, das bildet sich ja immer erst. Dass man, wenn man schon ein festes Wollen hat, dann nicht noch auf irgendeine Moral hört, das ist nicht verwunderlich.

Zu meinem Standpunkt: ich glaube, dass alle überpositive Setzung von Rechten nur hypothetisch ist. Ich glaube nur an ein Sollen. An ein im Sein verankertes Liebesgebot oder so...was weiß ich. Aber da ich nicht an eure Art von Rasiermesser als allein selig machende Reliquie glaube, könnt ihr mir mit euren Argumenten schlecht kommen ;). Eine Diskussion darüber ist daher wohl zwecklos. Insbesondere, da, wenn es eine philosophische Durchdringung meiner "Ansicht" gibt, sie mir nicht offenbar ist.

Grüße,
Padreic

Maurice
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Mo 18. Jun 2007, 22:23 - Beitrag #29

Vermute ich richtig, dass dieses Liebesgebot in irgendeiner Verbindung mit Gott steht?

Es ist ja nicht so, dass kein Machthaber (...) in irgendeiner Weise an eine "überpositive Moral" glauben würde, ob implizit oder explizit (ersteres auch ihr, scheint's mir).

Sorry, ich kann gerade nicht nachvollziehen, wie du zu dieser Einschätzung gelangst. Ich bin mir sicher, dass ich an keine "überpositive Moral" glaube, weder explizit noch implizit. Fragen wie "Ist es gut, XY zu tun?" bei der "gut" nicht "nützlich für P" bedeuten soll, weise ich konsequent von mir, da ich die Prämissen nicht teile, die diese Frage voraussetzt.

Es gibt, denke ich, sehr wenige, die in einer völligen Skrupellosigkeit leben.

Skrupellosigkeit, Nächstenliebe, Mitgefühl, Altruismus usw. hat für mich nicht notwendig was mit Moral zu tun. Eine Moral kann z.B. zur Nächsenliebe oder zur Skrupellosigkeit gegenüber den Feinden (z.B. allen Ungläubigen) auffordern. Skrupellos oder fürsorglich kann man auch ganz ohne Moral sein.

Gerade ein Herr Bush dürfte an eine überpositive Moral glauben.

Auf jeden Fall! Er ist ja Christ... zumindest wird das immer gesagt. ^^

Ipsissimus
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Di 19. Jun 2007, 11:32 - Beitrag #30

Padreic, es wäre dazu zumindest zu hinterfragen, inwieweit im Falle der Machthaber das Bewußtsein von der machtpolitischen Nützlichkeit der Annahme und dem Arbeiten und Argumentieren mit überpositiven Gesetzmäßigkeiten identisch ist mit der Überzeugtheit von der "Realexistenz" überpositiver Gesetzmäßigkeiten. Daß ein Anchorman wie Bush beliebig dumm sein kann, heißt nicht, daß echte Machthaber sich das auch leisten können.

Skrupellosigkeit ist eine Frage des Kontextes. Die Vereinbarkeit von Massenvernichtung mit der Vorliebe für Chopin, gepflegte Konversation und harmonischem Familienleben wurde schon des öfteren vorgelebt.

Mein persönlicher Glaube in überpositive Gegebenheiten hat sich spätestens vor etwa 20 Jahren erschöft und ist seither nicht wieder aufgetaucht^^

... als ob es da unser Wollen gebe und dann noch die Moral. Aber das Wollen, das bildet sich ja immer erst


das ist im Prinzip richtig, ist aber auch nur der erste Schritt. Moral, auch persönliche, kann hinterfragt werden. Je nach eigenem Anspruch erfolgt diese Hinterfragung mehr oder weniger schonungslos; im Extremfall spielt Moral dann für das Wollen keine oder bestenfalls noch eine randständige Rolle.

ich glaube, dass alle überpositive Setzung von Rechten nur hypothetisch ist. Ich glaube nur an ein Sollen. An ein im Sein verankertes Liebesgebot oder so


also glaubst du an überpositive Pflichten, aber nicht an überpositive Rechte^^ merkwürdig^^ christlich

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