Erstmal die schockierendsten Aspekte
Wille ist übrigens einschlägig definiert als die Fähigkeit eines Menschen, ohne gesetzmäßige Notwendigkeit neue Kausalketten in die Welt zu setzen ...
Nie im Leben!!
Wenn du mir nachweisen kannst, dass dies die einschlägige Definition in philosophischen oder psychologischen Fachkreisen ist, backe ich dir eine dreistöckige Torte (und backen ist nicht gerade mein liebstes Hobby). Ich vermute und hoffe, du meintest "Willensfreiheit", die iirc von Kant als Akteurskausalität definiert wurde, dh. als Fähigkeit, neue Kausalketten in die Welt zu setzen. Niemand, auch kein Determinist, würde einem Menschen den Willen absprechen, der ist offensichtlich, nur die Willensfreiheit ist suspekt und zweifelhaft.
Irgendwie habe ich an dir vorbeigeredet, fürchte ich, denn was ich ausdrücken wollte, ist leider nicht bei dir angekommen
also nochmal...
abgesehen davon ist es mir logisch im Moment nicht nachvollziehbar, wieso ausgerechnet der Determinismus dafür sorgen soll, daß prinzipiell nicht alles vorhergesagt werden kann, wenn es doch nur eine Frage der Vollständigkeit des vorliegenden Datenmaterials und der Rechnerkapazität ist
Weil die Vorausberechnung sich selbst enthalten müsste; während ich alle vorliegenden Daten eingebe und die Rechnung läuft,verändert sich die Realität ja vielleicht schon wieder. Nur ein Betrachter von außen könnte auf Grundlage sämtlicher nötiger Daten und der entsprechenden Gesetzmäßigkeiten wissen, was geschehen wird. Das System kann sich nie ganz selbst erfassen. Darauf lief auch meine Erklärung hinaus:
da du darlegst, dass Wille eine Einflussmöglichkeit hat, die nicht deterministisch erfasst werden kann. Er hätte sich ja auch entscheiden können, den Mann als mutmaßlichen Mörder seines Sohnes trotzdem zu erschießen^^
Ja, das hätte er tun können. Und ja, der Wille hat eine Einflussmöglichkeit, die nicht erfasst werden kann, da man jemand anderem (noch) nicht in den Kopf schauen kann. Deterministisch erfasst werden und determiniert sein ist aber ein himmelweiter Unterschied. Es hätte gar kein Mensch sein müssen, der sich gegen die Voraussage wendet; das wichtige an dem Film ist, dass die Zukunft vorhergesagt wird, dass aber die Vorhersage sich noch nicht selbst enthalten kann, sonst würden die Polizisten nicht das Verbrechen sehen, sondern wie sie es rechtzeitig verhindern, wie es also gar nicht geschieht. Verstehst du?
Außerdem weil, wenn du die Frage der angeblichen Anfangssingularität nicht mit einbeziehst, du dich elegant um eine echte Schwierigkeit der deterministischen Weltanschauung drückst, ohne sie zu beantworten.
Nochmal, es geht mir nicht darum, den Determinismus als allumfassendes notwendiges System für alles Seiende zu verankern, analog zur Religion. Sondern darum, festzuhalten, dass Determinismus die beste Erklärung für die Ereignisse des uns derzeit bekannten Seienden ist. Natürlich ist es möglich, dass Gott die Welt vor zwei Minuten geschaffen hat, mit uns und unseren Erinnerungen, oder es ist auch möglich, dass er den Urknall "rein zufällig" geschaffen hat, als er sich aufs Bett hat plumpsen lassen. Was auch immer vor und während dem Urknall war, davon habe ich keine Ahnung, und darum geht es mir auch nicht, sondern darum, dass ich unser jetziges Universum für determiniert halte und auch denke, dass es früher schon determiniert war, eben seit dem Zeitpunkt, an dem die Naturgesetze entstanden sind oder gefestigt waren. Ob es einen kleinen Sekundenbruchteil nach dem Urknall schon notwendige Kausalketten gab, kann ich einfach nicht sagen, ebenso wenig wie jede andere (tatsachengestützte) Weltanschauung, warum also sollte man ausgerechnet dem Determinismus dies ankreiden? Eher finde ich es vernünftig, nur Aussagen bis zu diesem Zeitraum zu machen und alles andere davor der Spekulation zu überlassen.
daß aus einer nichtdeterministischen Vorzeit eine deterministische Neuzeit wird
scheint mir ebenso schwer vorstellbar wie die Tatsache, dass sich Ursache und Wirkung seit ewigen Zeiten abwechseln, und da mir keine dritte Möglichkeit einfällt und ich nur diese Möglichkeiten sehe (regressus in infinitum oder aliquid ex nihilo), die mir beide unvorstellbar scheinen, mache ich darüber einfach keine Aussagen außer der, dass die Antwort für meinen Verstand nicht fassbar ist.
der Determinismus ist ein Dogma^^ zumindest unter jenen, die ihn vertreten^^
Das ist schlicht und einfach falsch ^^ Ein Dogma ist etwas, das man entgegen aller Vernunftgründe oder anderslautender Tatsachen beibehält, ich dagegen warte immer freudig auf Argumente, die mich von einer notwendig besser belegten These überzeugen könnten ^^ Und da ich den Determinismus vertrete, reiche ich locker aus, um deine Behauptung zu widerlegen.
oder weil aus Komplexität via Emergenz etwas Neues entsteht?
Etwas unvorhersehbares, das kann schon sein, aber inwiefern etwas "neues"? Wenn ich hier meinen "Fehler xy" angezeigt bekomme, sind wir uns doch einig, die Matrix ist schlecht eingestellt und der Server ist schwach oder was auch immer, auf jeden Fall liegt es an der Technik und nicht an göttlichem Eingreifen oder Zufall. Sonst würde man ja nie einen Elektriker rufen, wenn etwas kaputtgeht, sondern denken, so ist die Maschine nun mal, das hatte eh keine Ursachen, gegen die ein Elektriker was machen könnte.
Mit allen Messungen der Welt nicht kannst du vorher wissen, in welcher Weise und wie lange ich den Würfel wirbeln lasse, ehe ich ihn aus den Händen entlasse.
Zumindest ist es aber theoretisch möglich, das zu wissen, solange ich vermeide, dass du durch meine Messung beeinflusst würdest. Teile des Systems, wie Computer oder Menschen, lassen sich durchaus theoretisch vorherberechnen in ihrem Verhalten, nur eben nicht praktisch (noch nicht). Wieso sollte das auch so sein, bei unserem dürftigen Stand in der Gehirnforschung?
Wie schon gesagt: Es geht nicht um wissenschaftliche Beweise, und es lässt sich auch nicht alles vorhersagen, insofern scheint es müßig, Beispiele für Dinge zu sammeln, die sich nicht vorhersagen lassen, wie eben menschliches Verhalten.