ein Zeitexperiment

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
henryN
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Di 9. Sep 2008, 13:13 - Beitrag #1

ein Zeitexperiment

In den letzten Jahren hatte ich mich wieder mal mit dem Thema Zeit intensiver beschäftigt. Sie gibt doch mehr Rätsel auf als ich gedacht hätte. Vorallem weil sie in der Kunst und in der Dramaturgie von Beschreibungen und Texten ein grundsätzliche Rolle spielt, war ich auf der Suche nach einem Modell, dass es mir erlauben könnte, mit ihr ebenso formbar umzugehen wie mit dem Thema und den noch zu erfindenenden Figuren selbst.

Wäre es möglich zu sagen, das die Zeit selbst ein Sein besitzt, mit der sich ebenso operieren liesse wie mit den uns bekannten wirkenden und wirkungsausgesetzten Dingen? Wenn dem so wäre, in wievielen Dimensionen existiert die Zeit?

Diese Frage ging mir nicht aus dem Kopf, sodass daraus folgender Text entstanden ist, der hier jedoch nur ein kleiner Abschnitt ist.



Mein Traum war es, das sich eines Tages jemand fände, der das Gehimnis des Lichts wie der Zeit entschlüsseln könnte so
als wäre das Licht selbst, das Licht in unseren Augen nur
die schnellste Zeit des Universums, Steine einer Art der
ruhenden Zeit am nächsten und das Leben das wir kennen, die gespeicherte Zeit, die ebenso vergeht wie sie gekommen war.

Sie wäre wie eine endlose Musik und die Dinge denen wir ein Sein zuordnen, ihr Klang.

Die Zeit muss wohl in gleich vielen Dimensionen existieren, wie der Raum, den wir mit unseren Sinnen erfassen. Die fliessende Zeit, die ruhende Zeit und die gepeicherte Zeit.

Wenn alles fliessen würde, mit der Geschwindigkeit des Lichts, gäbe es weder Ruhe noch Weile. Nichts wäre von Dauer. Wenn alles ruhen würde, gäbe es keinen Fluss, noch ein Licht. Nichts wäre in Bewegung es wäre selbst das Nichts. Die gespeicherte Zeit, die sich dem endlosen Fluss wie auch dem endlosen Nichts entzieht, gibt ihr eine Richtung. Ohne sie gäbe es weder Ursache, noch Wirkung.




Gibt es bereits mehrdimensionale Modelle der Zeit?
Wie werden sie in mathematische oder andere Modelle integriert?
Wäre dies eine Voraussetzung für "selbst prozessierende Modelle"?

Oder habe ich einfach nur geirrt?

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

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Di 9. Sep 2008, 13:25 - Beitrag #2

Zitat Wikipedia, aus Artikel "Zeit"

Die wohl markanteste Eigenschaft der Zeit ist der Umstand, dass es stets eine in gewissem Sinne aktuelle und ausgezeichnete Stelle zu geben scheint, die wir die Gegenwart nennen, und die sich unaufhaltsam von der Vergangenheit in Richtung Zukunft zu bewegen scheint. Dieses Phänomen wird auch als das Fließen der Zeit bezeichnet. Dieses Fließen entzieht sich jedoch einer naturwissenschaftlichen Betrachtung, wie im Folgenden dargelegt wird. Auch die Geisteswissenschaften können die Frage nicht eindeutig klären.

Die Zeit dient in der Physik in gleicher Weise zur Beschreibung des Geschehens wie der Raum. Die Physik besagt lediglich, dass unter allen denkbaren Strukturen im dreidimensionalen Raum in Kombination mit allen dazu denkbaren zeitlichen Abläufen nur solche beobachtet werden, die den physikalischen Gesetzen gehorchen. Dabei könnte es sich ebenso gut um unbewegliche Strukturen in einem vierdimensionalen Raum handeln, die durch die physikalischen Gesetze bestimmten geometrischen Bedingungen unterworfen sind. Etwas, das man als Fließen der Zeit interpretieren könnte, kommt in der Physik nicht vor. Bei genauer Betrachtung erweist es sich sogar als völlig unklar, wie ein Fließen der Zeit in der Sprache der Physik oder Mathematik oder irgend einer anderen präzise beschrieben werden könnte.

So ist beispielsweise die Aussage, dass die Zeit fließe, nur dann sinnvoll, wenn eine davon unterscheidbare Alternative denkbar ist. Die naheliegende Alternative der Vorstellung einer stehenden Zeit beispielsweise führt jedoch zu einem Widerspruch, da sie nur aus der Sicht eines Beobachters denkbar ist, für den die Zeit weiterhin verstreicht, so dass der angenommene Stillstand als solcher überhaupt wahrnehmbar ist (siehe auch Kritik der reinen Vernunft von Immanuel Kant). Könnte man die Zeit anhalten, für wie lange „stünde“ dann die Zeit?

Das scheinbare Fließen der Zeit wird daher von den meisten Physikern und Philosophen als ein rein subjektives Phänomen oder gar als Illusion angesehen. Man nimmt an, dass es sehr eng mit dem Phänomen des Bewusstseins verknüpft ist, das ebenso wie dieses sich einer physikalischen Beschreibung oder gar Erklärung entzieht und zu den größten Rätseln der Naturwissenschaft und Philosophie zählt. Damit wäre unsere Erfahrung von Zeit vergleichbar mit den Qualia in der Philosophie des Bewusstseins und hätte folglich mit der Realität ebenso wenig zu tun wie der phänomenale Bewusstseinsinhalt bei der Wahrnehmung der Farbe Blau mit der zugehörigen Wellenlänge des Lichtes.

Unsere intuitive Vorstellung, es gäbe eine von der eigenen Person unabhängige Instanz nach Art einer kosmischen Uhr, die bestimmt, welchen Zeitpunkt wir alle im Moment gemeinsam erleben und damit die Gegenwart zu einem objektiven uns alle verbindenden Jetzt macht, wäre damit hinfällig.


mir ist Hawkins Definition der Zeit als Entropievektor sehr sympathisch (in: A Brief History of Time), bei dem unser Empfinden von Vergangenheit und Zukunft der Richtung des Entropievektors folgt (Vergangenheit = geringeres Maß an Entropie, Zukunft = höheres Maß an Entropie, jetzt = aktuelles Maß an Entropie). Sollten wir in einem periodisch expandierenden und kontrahierenden Universum leben, könnte es also sein, dass für zukünftige Generation auch dieses Empfinden für Gegenwart und Zukunft umdreht. Physikalisch bewiesen ist das bisher aber nicht.

Irgendwo habe ich auch mal was davon gelesen, dass russische Wissenschaftler in den 30er Jahren des 20ten Jahrhunderts an einer Theorie von der Zeit gearbeitet haben, in der diese als Energieform aufgefasst wurde. Da müsste ich aber erst mal sehr tief graben, um das wiederzufinden.

Last not least wäre zu überlegen, wie die allgemeine Relativitätstheorie mit ihrer Verknüpfung von Raum und Zeit zur untrennbaren Raumzeit in deine Gedanken hineinpasst.

henryN
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Di 9. Sep 2008, 14:47 - Beitrag #3

zu dem Wiki Artikel fällt mir bestimmt noch was ein, was allerdings noch ein bischen Zeit braucht.... später (war aber überrascht.... hätte ich auch selbst dort nachschauen können...)

nur so viel: zur Zeit bediene ich mich eben der Methodik, das Problem der gefühlten wie der physikalischen Zeit miteinander zu verbinden.
Das Bewusstsein ist selbst ein Produkt physikalischer und natürlicher Vorgänge, wie es auch den natürlichen und physikalischen Wirkungen ausgesetzt ist. Somit könnte es möglich sein gerade darin auch zu neuen Erkenntnissen zu gelangen.......
Darüber hinaus hatte ich im Studium immer das Problem, dass verwendete Methodik und Charakter der verwendeten Modelle, insbesondere in den Wirtschaftswissenschaften, sich der realen Prozessualität entziehen. Ein bekannter Versuch ist die Verwendung psychologischen Wissens, da ja die Akteure selbst 'psychologisch' also mit Bewusstsein versehen sind.
Weiterhin beziehe ich mich auf die Aussagen der Autopoiesis (Prigogine)
'Jedes autopoietische System besitzt Selbstreferenz'

Habe mir sein Buch "Vom Sein zum Werden" zugelegt, leider verstehe ich von der enthaltenden Mathematik leider nicht mehr so viel. Ist zu lange her....

Jedoch schon aus dem Titel wird das eigentliche Problem ersichtlich.
'Werden' ist ein Vorgang in dem ich den Prozessen, (eine fliessende Zeit) eben genauso viel Beachtung schenken muss, wie der Tatsache an sich, dass es Atome oder organische Zellen gibt. (gespeicherte Zeit) bzw. in Form eines Wortes oder einer Bezeichnung (ruhende Zeit)

Dieses jedoch in Modelle zu übertragen ist nicht so einfach und die Spieleindustrie und ihre Physiker sind womöglich darin am weitesten fortgeschritten......

Ich versuche mal so etwas wie ein Axiom zu formulieren, obwohl mir das eigentlich nicht zusteht.......:

Jede beobachtbare Entität (Teilchen, Zellen, Körper...etc.) die Wirkung haben oder einer sichtbaren Wirkung unterliegen, sind die Folge eines stabilisierten Energiestoffwechsels.
Im übertragenen Sinne, sie entziehen sich der fliessenden Zeit in der es keine die Zeit überdauernde Existenz geben kann, in dem sie die Zeit auf eine gewisse Art und Weise 'austricksen' und die Energiewirkungen integrieren und stabilisieren.
Z.B. wie die Kombination aus Bootskörper (Teilchen) und Segel (Ableitung und Integration des Windes als wirkende Energie. Das ist nur ein sehr simples Beispiel, dass um die weiteren wirkenden Kräfte erweitert werden könnte (Wasser - auflösend, Erdanziehung etc.)
Erst durch diese Kombination ist es möglich, dass es so etwas gibt wie Segelschiffe.
Sagen wir jede Entität bedarf eines Energiestoffwechsels und seiner Transformation und eben jener Stoffwechsel und jene Transformationen erzeugen Kontingenz, auf deren Achse Vergangenheit, Zukunft, Ursache und Wirkung selbst ein 'Sein' erfahren.
Ein Schiff z.B. das nicht bewegt werden würde, wäre nur noch Symbol, aber kein Schiff mehr, inclusive der impliziten Folgen, die sich jeder vorstellen kann.
Zeit ist in meinem Verständnis, keine Eigenschaft sich bewegender oder bewegter Materie, sondern ein Teil seines Grundes, warum es sie überhaupt gibt. Sie hätte dann die gleichen Eigenschaften wie Materie und Energie selbst.

Zitat von Ipsissimus: Last not least wäre zu überlegen, wie die allgemeine Relativitätstheorie mit ihrer Verknüpfung von Raum und Zeit zur untrennbaren Raumzeit in deine Gedanken hineinpasst.


passt irgendwie obwohl ich nicht genau weiss auf welche konkrete Weise. Dazu kenne ich mich darin leider nicht gut genug aus. Es wäre auch fatal, wenn dem nicht so wäre, da ich Einstein wirklich sehr schätze.

Das im Wiki angesprochene Problem der mathematischen Darstellung fliessender oder ruhender Zeit ist wirklich interessant. Ich war der Auffassung, dass dieses Modell nur nutzbar wäre, wenn es gelingen würde dieses Problem zu lösen.

In der Musik wie auch Literatur ist dieses Modell auf jeden Fall hilfreich. Es ermöglicht, die komplexen Zusammenhänge in kürzerer Zeit zu erfassen und miteinander zu verknüpfen. (Bin aber noch in der Experimentierphase)

(s.a. Deleuze 'Zeitkristalle' - noch in Bearbeitung - das Problem an ihnen ist, dass sie meines Erachtens unter starker Wechselwirkung zu schnell 'zerbrechen' ]
Irgendwo habe ich auch mal was davon gelesen, dass russische Wissenschaftler in den 30er Jahren des 20ten Jahrhunderts an einer Theorie von der Zeit gearbeitet haben, in der diese als Energieform aufgefasst wurde. [/Quote]

..interessant. Erinnert mich sehr an die russischen Science Fiktion Bücher meiner Jugendzeit in der dieses Bild sehr stark präsent war. Mein Cousin hatte eine veritable Sammlung aller in der DDR erschienen Bücher.....


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