Über Evolution und Richtung

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blobbfish
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Mo 10. Aug 2009, 12:43 - Beitrag #1

Über Evolution und Richtung

Nun, von e-noon wurde, richtigerweise, folgende Problematik im Thema zum Transhumanismus angestellt. Ich zitiere hierzu wörtlich:
Zitat von e-noon:Kleine Anmerkung zum Wikipedia-Artikel:
"in der Menschen die ungerichtete Evolution überwinden würden"
Ist klar, was gemeint ist - nicht der Zufall entscheidet, welche Augenfarbe mein Baby hat und ob es behindert ist, sondern ich. Ob das allerdings die ungerichtete Evolution ueberwindet oder nur Teil von ihr ist, koennte man diskutieren.


Nun, sicherlich eine Frage der Weltanschauung, aber vielleicht doch eine grundlegendere Frage über eine Reichhaltigkeit der Weltanschauung? Betrachten wir die beiden naiven Extrema:

Evolution ist ungerichtet. Künstliche Eingriffe des Menschen sind ebenfalls ein Spiel der Evolution und insofern natürlich und ungerichtet.

Evolution ist ungerichtet. Künstliche Eingriffe des Menschen überwinden dies und geben Form.

Bevor ich beide Fälle erörtere will ich noch darauf hinweisen, dass gewollt ist, in beiden fällen "Evolution ist ungerichtet" zu Beginn zu lesen. Meiner Meinung nachwird hierin der Schlüssel für eine sinnvolle Beantwortung liegen, der Leistung des Evolutionsbegriffes.

Nun, im ersten Fall ist unsere Aussage meiner Meinung nach nicht sehr reichhaltig, der Evolutionsbegriff wird hier implizit gestreckt, der Gehalt ist gering. Man kann sich gleich ethische Fragen nach Heilungsmethoden stellen, ohne überhaupt zu Eugenik übergehen zu müsen: Kann man die nicht weglassen, wenn es ohnehin ungerichtet ist? Welchen Wert haben sie, wenn sie denn ungerichtet sind?
Es ergibt sich eine Konfrontation mit unserer Intuition.

Im anderen Fall wird der Bereich, wo Evolution natürlich stattfindet, eingeschränkt. Unter der Prämisse, dass Evolution ungerichtet sei, ist die Überwindung aber kein evolutionärer Prozess, was ist es aber dann? Spätestens jetzt wird der Evolutionsbegriff strapeziert und die Was-ist-Frage muss gestellt werden. Ungeachtet dessen sind wir aber ein Ergebnis von Evolution, unsere tätigkeit also auch, unsere Tätigkeit der Überwindung ist somit ungerichtet.


Mir scheint hierbei vieles durcheinander zu gehen, einerseits der Evolutionsbegriff, andererseits die Betrachtung des selbigen und die Betrachtung von ungerichtet.

Ich halte es für zweckmäßig, anthropozentrisch zu verfahren, d.h. bei der Entwicklung eines Begriffes von Evolution den Menschen herauszunehmen, ihm eine Sonderrolle zu geben. Dies lässt sich auch schon dadurch rechtfertigen, dass wir selbst es sind, die den Begriff prägen. Wir erhalten somit eine Unterscheidung zwischen natürlicher Evolution, im Sinne dass keine menschliche Handlung involviert ist und eben jene menschgemachte, wo menschliche Handlung involviert ist. Offensichtlich mündet letztere nicht in erstere. Üblicherweise setzt sich eine Handlung aber aus Ziel, Zweck und Mittel zusammen, Dinge, die es per se gerichtet erscheinen lassen. Jetzt muss man aber unterschieden zwischen gewollten und nicht-gewollten Handlungen, der bisherige Begriff der Evolution ignoriert dieses. Können wir also ungewollt Evolution betreiben? Zweifelsohne wäre diese ungerichtet. Ich plädiere dafür, diesen Teil der Evolution aus menschlicher Handlung herauszulösen und eine eigene Daseinsberechtigung einzuräumen.
Viel intressanter für die von e-noon gestellte Frage sind aber die gewollten Handlungen, diese sind mit Sicherheit gerichtet. Es ist wohl klar, dass nun eine Überwindung stattfindet.
Das obskure ist nun aber, dass etwas ungerichtetes etwas gerichtetes erzeugt, in gewissen Sinne ist diese Gerichtetheit aber tatsächlich eine Ungerichtetheit, dennoch aber behauptet, eine Überwindung zu sein. Mir scheint, eine Auflösung hiervon erhalten wir, wenn wir "ungerichtet" genauer betrachten. Ungerichtet heißt doch soviel, dass ein Ziel nicht vorgegeben ist. Wir nehmen aber nun Einfluss auf dieses, was ungerichtet ist, in nat. Erwartung wird dieser Einfluss aber nicht ungerichtet sein, würde uns das doch nur zu einem Werkzeug degradieren. Zwecke von Handlungen würden sich ad absurdum auflösen. Kein schöner und auch kein sinnvoller Gedanke wie ich finde.

Für mich komme ich zu dem Ergebnis: Für einen außenstehenden Betrachter bleibt Evolution auch noch ungerichtet, wenn es Viecher gibt, die Einfluss nehmen. Als teilnehmender Akteur der Einflussnahme kann ich von einer Überwindung sprechen. Weiterhin ist es für mich klar, dass wir uns in letzterer Sitation befinden.

Ipsissimus
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Mo 10. Aug 2009, 13:50 - Beitrag #2

nützlich für das Thema wäre vielleicht auch die Frage nach dem Verhältnis zwischen menschlicher Intelligenz und Evolution. Menschliche Intelligenz kann sich ganz grundsätzlich gegen Evolution wenden, z.B. in den Leistungen der Medizin, in der wir bewusst und vorsätzlich evolutionäre Mechanismen auszuschließen trachten. Intelligenz ist zweifelsfrei Produkt der Evolution, aber gilt das damit auch für jede Leistung der Intelligenz? Ich bezweifele das.

Andererseits sollten wir genauer hinschauen. Auch wenn wir technisch entwickeln, also anscheinend zielgerichtet operieren, betreiben wir eine Art ungerichtete Evolution. Unsere Entwicklungen gehen nicht immer auf, wir machen Fehler, modifizieren oder brechen ab und beginnen von vorne, und bei weitem nicht immer kommt am Ende heraus, was wir am Anfang erstrebten. Das heißt, wir machen auf einer short scale genau dasselbe wie die Evolution auf der long scale, nämlich trial and error, und die errors werden "ausgemendelt", die erfolgreichen trials in Serie repliziert ^^

Es gibt also Unterschiede und Ähnlichkeiten^^

Makeda
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Mo 10. Aug 2009, 13:57 - Beitrag #3

Viel kann ich dazu nicht sagen, außer natürlich ist die Evolution Zielgerichtet! Welches Ziel? Kann ich dir nicht sagen; muss de Papa fragen! :D Sorry, Christ; aber euch viel Spaß!

Ipsissimus
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Mo 10. Aug 2009, 14:02 - Beitrag #4

bist du Kristianistin? ^^

finale Kausalität wird ja gelegentlich in der Philosophie noch als Jugendsünde erwähnt, in der Theologie scheint sie jedoch nach wie vor heimisch zu sein^^

Makeda
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Mo 10. Aug 2009, 15:14 - Beitrag #5

Wenn ich "Fundamentalistin" wäre, würde ich wahrscheinlich auch die Evolution leugnen. Tuhe ich aber nicht, aber das sie kein Ziel hat, das schon. Zudem habe ich ja gesagt, dass ich Christin bin und nicht das ich hier als Theologin geantwortet habe.
Und ich ganz persönlich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die Evolution nur aus Zufällen gestrickt sein soll und auch nur durch gegenwärtige und zukünftige Zufälle irgendetwas Ergebnisoffenes ergeben soll.
Ich glaube an den Plan, für (mich, meinen Nachbarn und) die Welt mit allen ihren Geschöpfen.

Ipsissimus
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Mo 10. Aug 2009, 15:22 - Beitrag #6

man kann die Evolution übrigens nicht leugnen, jedenfalls nicht, wenn man sie verstanden hat, man kann sie höchstens bestreiten, insgesamt oder in Teilen^^ "leugnen", das klingt so, als sei es eine Frage des Bekenntnisses. Vielleicht ist das der Fehler.

Der Wirkmechanismus der Evolution und finale Kausalität schließen einander aus.

e-noon
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Mo 10. Aug 2009, 15:22 - Beitrag #7

@Ipsi: Zustimmung. Wer die Evolution leugnet, hat sie nicht verstanden (oder hält seine Gegenbeweise geheim :crazy: ) oder will sie nicht verstehen. Das gilt in besonderem Maße für jemanden, der ihr Finalität zuspricht.

@Makeda: :wzg: Es hat also X Milliarden Jahre Entwicklung gegeben, nur damit jetzt Köln am Rhein liegt? Aha... Natürlich, ist ja auch viel plausibler, dass das alles schon seit Milliarden von Jahren feststeht. Und dass Plankton, Dinosaurier und Neandertaler nur notwendige Zwischenstufen zum jetzigen Zustand waren, der darin besteht, dass Köln am Rhein liegt. Weil irgendetwas, das den Urknall und/oder die Evolution in einem beliebigen Moment erschaffen hat, von Anfang an wollte, dass Köln am Rhein liegt. Dementsprechend waren sämtliche Kriege, Vergewaltigungen, Morde, Hungersnöte, Epidemien und ähnliches natürlich auch von Anfang an vorgesehen.
Okay...

@Ipsi: In der Theologie werden so einige überholte Konzepte noch ziemlich lange heimisch sein (Frauenunterdrückung wahrscheinlich bis zuletzt)...

@Blobb: Da kann ich dir zustimmen. Aus meiner Sicht ist es natürlich zielgerichtet, wenn ich bestimme, dass mein Baby blaue Augen hat. Ebenso, wenn ein Affe mit einem Stock nach Ameisen sucht oder wenn ein Tiger sich leise anschleicht, um eine Gazelle zu reißen. Aber von außen betrachtet passiert einfach, was passiert, und hinterher stellt sich dann raus, wer überlebt hat, und das ist dann mit etwas Glück derselbe, der seine Gene weitergibt ^^

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Mo 10. Aug 2009, 15:46 - Beitrag #8

E-Noon: Du magst an Zufälle glauben, du das, wenn es dir gut tut!
Ich weiß, dass dir der Gedanke an Morde, Vergewaltigungen, Kriege weh tun, das tut mir leid, aber ich kann dran nichts ändern, dass es dir weh tut; Sorry dafür. Es geschieht jeden Tag und das soll Zufall sein!?
Und was Theologie angeht, bzw. ihre Geschichte(habe das Gefühl das du davon sprichtst):dann frag ich mich, wieso sprichts du nur der Theologie Frauenunterdrückung zu? Was ist mit der Wirtschaft, weniger Gehalt, schlechteres ansehen usw. Wieso sprichtst du nicht auch die Frauen an die sich gegen Seitig versuchen zu unterdrücken, weil die eine Arbeiten geht und die Andere nicht (wenn sie Kinder hat)o.ä. Konkurenzsituationen. Ich glaube ein reduzieren auf Bereiche der theologischen Geschichte, bringt an der Stelle nicht viel!
Warum Köln am Rhein ist, naja es ist halt ein guter Handelsort, auch schon früher, warum erst so spät, kann ich dir nicht beantworten, ich bin nicht Allwissend. Und dich könnte ich fragen warum soll es Zufall sein, dass Köln am Rhein liegt? Warum sollte es Zufall sein, dass sich Tiere weiter Entwickelt haben? Warum sind sie nicht so geblieben wie sie waren? Wieso gibt es Überhaupt eine Evolution, weil es der Zufall wollte, dass sich irgendetwas irgendwo hin entwickelt ohne Sinn und Verstand?

janw
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Mo 10. Aug 2009, 15:51 - Beitrag #9

Zitat von Ipsissmus:Auch wenn wir technisch entwickeln, also anscheinend zielgerichtet operieren, betreiben wir eine Art ungerichtete Evolution. Unsere Entwicklungen gehen nicht immer auf, wir machen Fehler, modifizieren oder brechen ab und beginnen von vorne, und bei weitem nicht immer kommt am Ende heraus, was wir am Anfang erstrebten. Das heißt, wir machen auf einer short scale genau dasselbe wie die Evolution auf der long scale, nämlich trial and error, und die errors werden "ausgemendelt", die erfolgreichen trials in Serie repliziert ^^

Tja, nur, wenn in "Treffer", "neutral" und Fehler" mit Zwischenstufen sortiert wird, impliziert das nicht eine wie auch immer konkretisierte bench mark, ein Sieb oder ähnliches - und damit doch so etwas wie Gerichtetheit?
Vielleicht liegt dem Begriff der Gerichtetheit nur ein Mißverständnis zugrunde, nämlich daß sie regelmäßig als zielgerichtetheit verstanden wird, während es sich um eine jeweils im Moment wirksame Normstabilisierung hinsichtlich eines individuellen Satzes von Eigenschaften handelt. D.h. die normstabilisierenden Faktoren sind das eigentlich interessante...vielleicht ein Problem westlicher Weltsicht mit ihrer Focussierung auf ein Objekt und finale Prozesse?

So gesehen wäre der normstabilisierende Faktor in der Technik die Verwertbarkeit im kapitalistischen Sinne, auf der kleineren Skala die Anspruchsgenügung des Perfektionismus technikverliebter Techniker^^

Makeda
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Mo 10. Aug 2009, 15:59 - Beitrag #10

Zitat von Ipsissimus:man kann die Evolution übrigens nicht leugnen, jedenfalls nicht, wenn man sie verstanden hat, man kann sie höchstens bestreiten, insgesamt oder in Teilen^^ "leugnen", das klingt so, als sei es eine Frage des Bekenntnisses. Vielleicht ist das der Fehler.

Die Amis leugnen sie doch, sie müssen sie auch nicht verstehen, da sie sich dem Unterricht ausschließen können, wenn das Thema Evolution dran ist. Und selbst wenn sie Bio studieren, müssen sie mit der Evolution nicht in Berührung kommen.
Und die Evolution ist eine Glaubenssache, wie alles eine Galubenssache ist, ich kann daran Glauben oder es sein lassen. Ich kann die wissenschaftlichen "Fakten" anhören und verstehen aber dran glauben oder überzeugt von der ganzen Sache sein muss ich noch lange nicht.

Der Wirkmechanismus der Evolution und finale Kausalität schließen einander aus.

Aber aus den Bionomischen Fakten sind wir irgendwann entstanden und ich glaube schon dass das ein Etappenziel war und dass das noch weiter geht. Also für mcih schließt sich das nciht aus. genausowenig wie sich die Entstehungsgeschichte und die Evolution für mich ausschließen. Alles eine Frage des Glaubens^^

e-noon
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Mo 10. Aug 2009, 16:07 - Beitrag #11

E-Noon: Du magst an Zufälle glauben, du das, wenn es dir gut tut!
Ich glaube nicht an das, was mir gut tut (sonst würde ich längst im Einhornland mit vielen glitzernden Wasserfällen leben), sondern an das, von dem ich ausgehe, dass es wahr ist.

Ich weiß, dass dir der Gedanke an Morde, Vergewaltigungen, Kriege weh tun, das tut mir leid, aber ich kann dran nichts ändern, dass es dir weh tut; Sorry dafür. Es geschieht jeden Tag und das soll Zufall sein!?

Es ist sicher kein Zufall, dass jeden Tag Krieg herrscht. Aber es ist ein Ergebnis der Evolution, dass der aggressivere Mensch sich durchgesetzt hat, da er früher mehr Überlebenschancen hatte. Wenn alle nach Frieden streben und einer nach Macht strebt, hat der eine viel mehr Möglichkeiten, an die Macht zu kommen; ihm ist jedes Mittel recht, während für den friedliebenden Macht immer nur Mittel zum Zweck ist.

Und was Theologie angeht, bzw. ihre Geschichte(habe das Gefühl das du davon sprichtst):dann frag ich mich, wieso sprichts du nur der Theologie Frauenunterdrückung zu? Was ist mit der Wirtschaft, weniger Gehalt, schlechteres ansehen usw. Wieso sprichtst du nicht auch die Frauen an die sich gegen Seitig versuchen zu unterdrücken, weil die eine Arbeiten geht und die Andere nicht (wenn sie Kinder hat)o.ä. Konkurenzsituationen. Ich glaube ein reduzieren auf Bereiche der theologischen Geschichte, bringt an der Stelle nicht viel!

Zeig mir, wo ich gesagt habe, dass NUR in der Theologie Frauenunterdrückung herrscht, und ich antworte dir auf deine Frage.

Warum Köln am Rhein ist, naja es ist halt ein guter Handelsort, auch schon früher, warum erst so spät, kann ich dir nicht beantworten, ich bin nicht Allwissend. Und dich könnte ich fragen warum soll es Zufall sein, dass Köln am Rhein liegt? Warum sollte es Zufall sein, dass sich Tiere weiter Entwickelt haben? Warum sind sie nicht so geblieben wie sie waren? Wieso gibt es Überhaupt eine Evolution, weil es der Zufall wollte, dass sich irgendetwas irgendwo hin entwickelt ohne Sinn und Verstand?

Genau, da war ein Fluss, da waren Menschen mit Waren, irgendjemand kam auf die Idee, dass man die Waren so leichter transportieren kann, und es hat sich eine Stadt entwickelt. Zu sagen, dass beim Urknall schon berücksichtigt wurde, dass es diese Stadt unbedingt geben soll, weil sie so toll ist, finde ich nicht sinnvoll. Die Naturgesetzte haben das Universum eben so geformt, dass jetzt, x Milliarden Jahre später, Köln am Rhein liegt; aber ich glaube nicht, dass dahinter ein Plan stand, dass irgendjemand den Urknall zu dem Zweck geschaffen hat, dass irgendwann Köln am Rhein liegt.

Warum sollte es Zufall sein, dass sich Tiere weiter Entwickelt haben? Warum sind sie nicht so geblieben wie sie waren? Wieso gibt es Überhaupt eine Evolution, weil es der Zufall wollte, dass sich irgendetwas irgendwo hin entwickelt ohne Sinn und Verstand?
Die Tiere sind so geblieben, wie sie waren. Ein Tier kann sich kein Fell wachsen lassen, nur weil seine Umwelt auf einmal kälter wird. Allerdings sterben die Tiere mit dünnem Fell in der Kälte leichter, und es überleben die Tiere mit dickem Fell eher und bekommen dann auch eher Nachkommen mit dickem Fell. So wie Mammuts. Wenn es dann wieder wärmer wird, haben die Tiere mit dünnerem Fell wieder die besseren Karten und geben ihre Gene weiter (gut für die Elefanten, schlecht für die Mammuts).

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Mo 10. Aug 2009, 16:12 - Beitrag #12

Mh, Ipsi, ich denke, wir brauchen menschliche Intelligenz dazu garnicht allzusehr einbeziehen. Es dürfte wohl reichen, menschliche Handlung zu betrachten sowie die Fähigkeit, Kategorien zu erstellen und über die Welt reden bzw. denken zu können.

Deine Fehler habe ich, denk ich soweit abgedeckt, bei den ungewollten Handlungen. Interessant ist aber, dass du Methodik mit einbeziehst, ich denke, das ist ein entscheidender Punkt. Die Mittel von Natur ohne Mensch sind andere als die Mittel des Menschen. Dein Beispiel des Trial-and-Error ist aber auch nicht ganz sinnvoll. Wir sortieren anhand von Kriterien aus, wohingegen bei der Natur etwas wie eine Selektion im natürlichen Sinne stattfindet, sprich, Viecher sind nicht mehr überlebens- bzw. fortpflanzungsfähig. Es gibt kein Aschenputtel.
Ich finde es übrigens auch etwas ungeschickt, davon zu sprechen, dass wir Evolution betreiben, ich habe diese Konnotation selbst verwendet, bin aber auch nicht allzuglücklich damit. Intuitiv, und das wollte ich auch durch meine Ausführung darlegen, ist Evolution etwas, das ohne menschl. Handeln stattfindet. Prinzipiell hätte man Eugenik, bezieht diese sich aber nur auf Menschen, ansonsten gibt es noch Züchtung, Züchtung trifft es aber nicht mehr, wenn wir z.B. Implantate standardmäßig verwenden würden.

Maekda, ob Evolution zielgerichtet ist oder nicht, war nicht ganz Thema, aber der Titel gibt es durchaus her, daher mag ich es durchaus nicht verbannen. Für das von mir bisher angeregte ist es aber auch irrelevant. Weiterhin möchte ich dich bitten, dir klarzumachen, dass "zufällig" und "ungerichtet" vielleicht korreliert sind, aber sich nicht zwingend bedingen, es sind zwei verschiedene Sachen. Wohingegen du bei zufällig üblicherweise eine negative und zu starke Lesart beifügst ist dies bei ungerichtet nicht der Fall, nicht in dem Maße. Es gibt auch die Möglichkeit, dass Prozesse initiiert werden und dann selbst weiterlaufen, so dass zufällige Entwicklungen garnicht mehr so stark vom Zufall abhängen. Mutationen können einfach durch Einflusse passieren, dieser Einfluss ist aber nicht zwingend zufällig, er lässt sich aber gern als zufällig modellieren. Dass dann wieder etwas lebensfähiges entsteht ist eher unwahrscheinlich.

e-noon, ich versthe nicht ganz, was du mir mit dem an mich gerichteten Teil vermitteln willst. Eine Außenbetrachtung ist schön und gut, meiner Meinung nach immer ein löblicher Ansatz, aber mit wenig Gehalt.

An beide: Die Köln-Kirchen-Diskussion könnt ihr doch woanders fortsetzen oder? Scheint mir hier nicht richtig passend zu sein.

jan, kannst du das Missverständnis noch ein wenig ausführen? Ich bin noch unsicher, was du meinst und ich den Zusammenhang bekomme.

e-noon
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Mo 10. Aug 2009, 16:31 - Beitrag #13

Köln am Rhein ist nur ein Beispiel für "Richtung" gewesen!

Mit "von außen betrachtet" meine ich "nicht-subjektiv". Für den Tiger ist sein Treiben zielgerichtet (habe Hunger, will Antilope), aber für uns ist es Teil der Evolution - Tiger ohne Hungergefühl würden einfach aussterben, Tiger ohne Anschleichfähigkeit oder vegetarische Tiger vermutlich auch. Dass ein Tiger in diesem Moment eine Antilope fressen will, ist das Ergebnis von nicht-menschlicher Selektion, damit Evolution; plus natürlich die momentanen Gegebenheiten, Verfügbarkeit von Antilopen, Hunger aufgrund vorherigen Nicht-essens, etc. Bedingungen, die ja auch zur Evolution gehören. Für uns gibt es also keinen Grund, zu sagen, dass nur weil ein Tier ein Ziel vor Augen hat und auf dieses hinarbeitet, keine Evolution stattfindet. Auch wenn sich dieses Ziel gezielt auf den Nachwuchs richtet (Löwe tötet Kinder des Rivalen, um die eigenen (Gene) zu stärken), ist damit Evolution ja nicht ausgeschaltet. Auch Tiere greifen aktiv durch ihr Tun in ihre Familienplanung ein, nur eben nicht bewusst und nicht mit Technik. Reicht also Wille, oder müssen Bewusstsein und Technik dazu kommen? Und warum ist das Ganze nur auf den Menschen bezogen - wenn Affen uns irgendwann einholen sollten, was Technik angeht, würden wir dann von einer Evolution (Evolutionssprung) der Affen reden, wenn sie sich selbst Sprunggelenke einbauen, oder von einer Ausschaltung der Evolution des Affen durch den Affen? (dass der Mensch durch seine eigene Revolution nicht die Evolution der Kalake aufhält, darüber sind wir wohl einig).

blobbfish
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Mo 10. Aug 2009, 19:18 - Beitrag #14

Vegetarische Tiger sterben vielleicht auch nicht aus, vgl. Panda. :crazy:

Es nicht das Ergebnis der nicht-menschlichen Selektion und erst recht nicht der Evolution, dass der Tiger in diesem Moment eine Antilope fressen will. Es geht bei Selektion um phylogenetische Prozesse. Richtig wäre wenn überhaupt, dass das Ergebnis der nicht-menschlichen Selektion ist, dass Tiger Antilopen fressen.
Es ist auch, und wie ich finde zu Recht, strittig ob es Selektion an sich gibt. Eine richtige Notwendigkeit scheint es ja nicht zu geben, denn regulieren tut sich die Natur von alleine, im Zweifelsfalle bricht das Ökosystem zusammen und es beginnt wieder mit Cyanobakterien oder so mikroskopischen Kleinzeugs. Oder auch nicht. Es ist sogar zweifelhaft, dann von einem Fehlschlag zu sprechen. Wo ist da eine Selektion?
Beachte bitte, dass Darwins Evolutionstheorie auf dem Modell der Züchtung basiert. Wie es jetzt im Detail bei Lamarck ist, kann ich nicht sagen.

Warum ich nur den Menschen mit einbeziehe? Weil wir Beschreiber und Akteuer sind, deine Tiere hingegen nicht, die sind nur Akteur. Wir betrachten sie als Teil der Natur. Wenn Affen irgendwann mal an sich rumfummeln gilt es das zu überdenken, vor allem aber, ob sie ein Teil der Natur sind. Prinzipiell würde ich das verneinen. Man könnte jetzt noch mit Kulturleistungen kommen, das macht das ganze besser, schweift aber sehr sehr weit ab. Akteur sind sie aber anders als wir.

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Mo 10. Aug 2009, 21:46 - Beitrag #15

Zitat von blobbfish:jan, kannst du das Missverständnis noch ein wenig ausführen? Ich bin noch unsicher, was du meinst und ich den Zusammenhang bekomme.

Betrachten wir einen Weißdornstrauch.
Wenn wir ihn frei wachsen lassen, wird er zunächst aufwärts wschsen und sich dann verzweigen, bis am Ende ein 5-6 m hoher runder Strauch mit kurzem Stamm entsteht, der Strauch ist einigermaßen dornig.
Wenn wir ihn auf einer Kuhweide wachsen lassen, wird er immer wieder befressen werden und reagiert darauf mit dornigeren Trieben, sobald er über die Köpfe der Kühe hinaus gewachsen ist, wird er dort weniger dornig werden und stärker in die Breite wachsen.
Auf einer Schafweide wird er wegen des etwas aggressiveren Zubisses der Schafe unten vielleicht noch etwas schlanker werden.

Das Wachstum des Strauches und damit das Triebverhalten seiner Äste verläuft nach inhärenten Regeln des Strauches - negativ geotropes (aufrechtes) Wachstum, das durch Hormone der Spitzenknospe, die auf die Seitenknospen hemmend wirken, erreicht wird; wenn die Zahl der Seitenknospen größer wird, bekommt jede von ihnen nicht mehr genug Hemmstoff, und einige treiben aus. Damit werden jetzt auch die Nährstoffe teilweise in die entstehenden Seitenzweige abgelenkt, so daß die Hemmwirkung der Spitzenknospe immer weiter abnimmt.
Irgendwann entstehen aus den Seitenknospen der Seitenzweige Kurztriebe, in denen Blühhormone freigesetzt werden, der Strauch erreicht sein fruchtbares Alter.
Das geschieht im Laufe mehrerer Jahre, und jeder Triebjahrgang wird durch die vorangegangenen beeinflusst, und der ganze Strauch stellt in seiner jeweiligen Erscheinung das Produkt der Einzeljahre dar.
Die andere Erscheinung seines Nachbarn auf der gleichen Weide zeigt aber, daß es keine Ausrichtung des Wachstums auf einen Zielzustand gibt.
Das Austreiben oder Nichtaustreiben einer Knospe wird zwar durch aktuelle Hemmwirkung, Nährstoffkonkurrenz mit Nachbarknospen, Belichtung usw. beeinflusst, ist aber innerhalb dieses Faktorengestrüpps letztlich kontingenzgesteuert.

Wenn wir jetzt jedes Wachstumsjahr mit einem Generationswechsel gleichsetzen, dann haben wir eine Abbildung der Entwicklung von Arten über Generationen, längere Phasen ohne nennenswerte Mutationen, plötzlich irgendwann ein Fehler beim crossing-over, entsprechend einem neuen Austriebsereignis.
Mit dem Fraß der Weidetiere haben wir einen Umweltfaktor, der selektierend auf jeden einzelnen Austrieb wirkt. Ein langer Austrieb mit wenigen Dornen in halber Höhe...happs. Ganz oben...bleibt dran.
Der Umweltfaktor Verbiß selektiert also alle dornenarmen Austriebe weg, nur die kurzen und dornigen bleiben erhalten.

Die Vertreter der Vorstellung der Zielgerichtetheit von Evolution sehen jetzt einen Gärtner am Werk, wie im Barockgarten am Buchsbaum.

Ist ein bisschen episch geworden, aber vielleicht verständlich? :)

Ipsissimus
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Di 11. Aug 2009, 14:38 - Beitrag #16

eine schöne Geschichte, die Maglor mal erzählte^^

Es waren einmal zwei Forscher, die fanden mitten im Urwald eine heimelige Lichtung von merkwürdiger Schönheit, mit Orchideen und so weiter...

Da sagte der eine Forscher, dass müsse wohl ein Garten sein und hier müsse es auch einen Gärtner geben. Der andere Forscher erwiderte, im Urwald gebe es keine Gärtner, doch er erklärte sich dazu bereit, dem Gärtner aufzulauern.

Nun warteten sie den ganzen Tag darauf, dass der Gärtner vorbei käme, da sprach der eine Forscher, der Gärtner käme wohl nur in dunkler Nacht. Auch in der Nacht sahen sie keine Gärtner, weshalb der Forscher auf die Idee kam, dass der Gärtner unsichtbar sein müsse. Nun platzierten die Forscher einige Bluthunde, die den Gärtner erschnüffeln sollten, doch sie fanden nichts. Da sagte der eine Forscher, der unsichtbare Gärtner müsse wohl auch keinen Geruch haben, doch der andere Forscher meinte nur, er habe doch von Anfang an gesagt, es gäbe hier keinen Gärtner...

Maglor
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Di 11. Aug 2009, 22:37 - Beitrag #17

Tatsächlich erkannte schon Charles Darwin dieses kleine Problem mit der Evolution des Menschen.
Er selbst stellte, angeregt durch sein Zusammentreffen mit dem zivilisierten Feuerländer Jemmy Button, die damals noch ziemlich kühne These auf, auch die "Wilden" könnten wie die Engländer leben, wenn man es ihnen nur beibrächte.
Trotz allem geht aber die Evolution weiter. Jene zivilisierten Völker waren begünstigt und die Feuerländer starben trotzdem aus, obwohl sie das gleiche genetische Pontenzial hatten.
Der Grund hierfür ist simpel. Die Natürliche Auslese selektiert keine Genotypen sondern Phänotypen! Es geht nicht, ob etwas bessere oder schlechtere Gene hat, sondern darum etwas besser oder schlechter ist. In den meisten Fällen ist es jedoch nur Glück oder Zufall, wer überlebt. Servival of the fittest ist also keineswegs eine Regel.

So ist es bei Menschen wie bei Tigern. Manche haben das Glück groß, kräftig und weiß zu sein und ihr Sperma ist begehrt. :crazy:
Irgendwann im 20. Jahrhundert entdeckte das Abendland weiße Tiger. Zoo und Zirkus waren begeistert und züchteten die Freaks, die im indischen Dschungel wahrscheinlich keine Chance hätten. Ein Teilalbino zu sein, ist ganz offensichtlich ein Selektionvorteil.
Im Grunde wird hier doch nur ein anderer Schwerpunkt gesetzt. Die natürliche Weibchenwahl wird durch die künstliche Zuchtwahl ersetzt. Denn es ist eine Kunst und ein Züchter ist ein Künstler, der Tiere gestaltet wie ein Maler.
Ähnlich wird es auch unter den Menschen werden, wenn sie es wagen, die Kinder nicht zu nehmen wie sie kommen, sondern sie zu gestalten.
Im Grunde ist es der Mensch, der wertet eingreift. Der festlegt, was schön und was nicht schön ist. Seine Launen bestimmen ob Wölfe gerade Ungeziefer oder Naturdenkmäler sind. Der Mensch bestimmt, ob Tiger braun oder weiß sein sollen.
Im Indischen Dschungel bescherte die weiße Farbe den Tigern kein Jagdglück und sie starben. Doch das Glück der weißen Tiger ist, dass der Mensch sie liebt. :D
Was ist aber, was den Menschen dazu antreibt? Die Kunst des Menschen ist nichts anderes als der das Rad des Pfauenhahn oder die Mähne des Löwen, eine evolutionäre Sackgasse. Eitel nichts als Weibchenwahl, die am Ende ins Verderben führt, da sie Merkmale auswählen, die zur Belastung werden. :crazy:

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Mi 12. Aug 2009, 00:50 - Beitrag #18

Zitat von Maglor:Trotz allem geht aber die Evolution weiter. Jene zivilisierten Völker waren begünstigt und die Feuerländer starben trotzdem aus, obwohl sie das gleiche genetische Pontenzial hatten.

Das ist so ein Fall, wo Evolution mal ohne Beteiligung der Gene stattfindet, ein großer Teil der Genozide in Amerika dürfte auf das Konto von von den Europäern eingeschleppten Kranheitserregern gehen, insbesondere wohl Grippeviren. Im eurasisch-afrikanischen Raum waren diese Erreger überwiegend lange bekannt und die Menschen in weiten Teilen dagegen halbwegs immun.
Die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen hat den Völkern dann den Rest gegeben.

Ob nun Genotyp oder Phänotyp, ist IMHO in weiten Teilen ein Streit um des Kaisers Bart, weil der Phänotyp nun mal vom Genotyp abhängt.
Mit dem Zufall hast Du allerdings recht, es nützt dem Hirsch mit der supertollen Genkombination nichts, wenn er in zarter Jugend von einem Wolf verletzt wird und fortan durch den Wald hinkt.

Ipsissimus
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Mi 12. Aug 2009, 10:53 - Beitrag #19

was uns wieder zu der Aussage führt, dass es keine Evolution als solche gibt^^ Evolution ist nur ein Konzept, das Menschen verwenden, um ein paar der Folgen der allgemeinen Umwälzung, genannt Leben und Sterben, besser zu verstehen^^ Das, was passiert, ist, dass Lebewesen kommen und gehen, mehr nicht^^

janw
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Mi 12. Aug 2009, 13:39 - Beitrag #20

Naja, nicht ganz^^ es lässt sich ja schon ein Trend vom einfachen zum komplexen erkennen, z.B.

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