Bücher kauft man fürs Leben. Oder fürs einmalige Lesen. Oder für irgendwas dazwischen. Jedenfalls hat fast jeder irgendwann mal Bücher übrig. Weil sich der Geschmack geändert hat. Weil kein Platz im Regal mehr ist. Weil nach dem Einzug bei der Freundin alles doppelt vorhanden ist. Weil er/sie sowieso alles nur einmal liest und danach nie mehr anschaut.
Und dann? Flohmarkt? eBay? Müllcontainer?
Aus USA kommt eine andere Idee: Auswildern.
Das Projekt BookCrossing will die ganze Welt zur theken- und kostenlosen Leihbücherei machen. Wer ein Buch nicht mehr braucht, legt es an einem öffentlichen Platz aus. Damit andere etwas davon haben.
Das Ganze ist aber raffinierter als ein bloßes Ablegen-und-Weitergehen-Modell. Jedes Buch erhält eine Nummer. Die lädt man sich aus dem Netz, und erstellt dabei auf dem eigenen Drucker zugleich ein Etikett, das aufs Buch geklebt wird und die BookCrossing-Idee erklärt. Wer das Buch auswildert, sollte in der Online-Datenbank hinterlassen, wo. Wer eines findet, darf das ebenfalls melden. Und einen Leseeindruck notieren. Wenn der glückliche Finder seine Lektüre beendet hat, soll er das Buch natürlich wieder in die Freiheit entlassen.
So kann man online verfolgen, welchen Weg ein Buch nimmt. Und was es unterwegs in anderen Köpfen anrichtet. Das Beringen und Beobachten von Zugvögeln war da wohl Vorbild.
Auch in Deutschland hat die Idee der freien Buchzirkulation schon einige Anhänger. Interesant ist, dass bei uns zwar viele Leute Bücher aussetzen, aber relativ wenige ein gefundenes Buch online melden.
Sind da Schnäppchenjäger unterwegs, die aufgespürte BookCrossing-Bücher sofort auf Dauer in den eigenen Bestand überführen? Sind bei uns soviel Ordnungsfanatiker zugange, dass sie die meisten irgendwo liegen gelassenen Bücher sofort in den Papierkorb stopfen? Oder gibt es ganz viel nette ältere Leute, denen der Aufkleber nicht auffällt (oder die kein Englisch verstehen) und die das herrenlose Buch in bester Absicht aufs Fundbüro tragen?
Gegen das geheimnisvolle Verdunsten der ausgesetzten Bücher gibt es mittlerweile drei Taktiken.
Die erste: das Buch wird an einem öffentlichen Ort gut versteckt (hinter einem Schaltkasten, etc.). Nur wer online von der Aussetzung erfährt, hat eine Chance, es zu finden.
Die zweite: man macht einen öffentlichen Ort, wo alle über das Projekt Bescheid wissen, zur ständigen Buchadoptionsbörse, ein bestimmtes Studentencafe z.B.
Die dritte: man geht zur Direktauswilderung über, sucht also online einen Interessenten und schickt dem das Buch per Post.
Was haltet Ihr davon? Oder habt Ihr gar schon Erfahrungen damit?
Fargo
BookCrossing in Deutschland