Es mag den Anschein haben, daß sich die verschiedenen Gleichschaltungs-/Rudelbildungseindrücke teilweise widersprechen, mir ist das allerdings bisher nicht aufgefallen. Ich denke, viele der von einigen gesehenen Widersprüche lösen sich auf, wenn die betreffenden Einzelproblematiken als Ausdruck einer größeren Angelegenheit verstanden werden.
Wäre sicher mal ein interessantes Thema...
Ich antworte auf das Weitere mal hier, weil es vielleicht verstehen hilft, welche Probleme ich mit einigen bisherigen Äußerungen von Gauck habe.
Zitat von Padreic:Ernsthafter: Risikoangst und geistige Faulheit führen ganz automatisch zu einer gewissen Gleichschaltung, recht unabhängig von der konkreten Gesellschaft. Diese "Gleichschaltung" kann mehrere Kanäle haben, es können sowohl kommunistische als auch Manchester-kapitalistische Medien ohne Probleme nebeneinander existieren, im jeweiligen Kanal jeweils gleichgeschaltet. Auch als nicht-Mediengestalter schwimmt man die meiste Zeit eher im Kanal als wirklich nachzudenken, sich unvoreingenommen Informationen von verschiedensten Seite zu holen etc. - das ist nämlich wirklich aufwendig und kann auch zu unliebsamen Ergebnissen führen. Die meisten Medien des "Mainstreams" sind natürlich höchstens an kleinen Korrekturen des "Systems" interessiert und wollen es nicht völlig umstoßen (meiner Meinung nach zurecht...).
Du meinst, daß Risikoangst und geistige Faulheit Menschen träge machen, daran hindern, aktiv zu werden oder zu sein, und dieses teilweise auch als Gruppenverhalten.
Nun, es gibt unter den Menschen die Aktiven und die weniger Aktiven und alle Abstufungen dazwischen. Und zwar unabhängig von Bildungsgrad, sozialer Herkunft oder Vermögen. Risikobereitschaft oder Vorsicht sind in meinen Augen stark biographisch beeinflusst, außerdem durch das als "Suchtpersönlichkeit" bekannte Syndrom, das nicht von Lebensumständen abhängig ist. In jedem Falle ist auch das Lebensalter zu berücksichtigen, Lebenserfahrung wirkt durchaus deutlich modulierend.
Das Problem an Deiner Feststellung ist, daß sie - Du meinst es sicher nicht so - als denunziatorisch verstanden werden kann: Man beobachtet, daß im Leben eines Menschen wenig Veränderung ist, wobei er vielleicht sogar eine Veränderung gut brauchen könnte, z.B. eine neue Arbeitsstelle. Man legt sich darauf fest, daß "das doch nicht möglich sein könne, wer sich regt, der findt schon was", man muss nur mal etwas wagen. Also hält bzw. erklärt man ihn für risikoscheu. Man sieht auch nicht so recht, was er so macht, seine geistige Aktivität erschließt sich auch nicht so recht, also wird er wohl geistig nicht so aktiv sein.
Daß dieser Mensch aufgrund seiner Qualifikation tatsächlich im ländlichen Maschinenbau oder ähnlichem völlig über/daneben qualifiziert ist, in dieser Zeit einen umfangreichen historischen Roman schreibt und ein Fernstudium absolviert und einfach nicht so der extrovertierte Typ ist, dazu um die 50 ist und zwei Kinder am studieren und ein Haus auf dem Land bewohnt, wird dabei nicht beachtet.
Menschen wandeln Wahnehmungen sehr schnell in Urteile, die ebenso schnell zu Verurteilungen werden, mit entsprechenden sozialen oder sogar legalen Folgen.
Wir haben eine Kultur des Erfolgslobs, und viele der wahrgenommenen Erfolgreichen sind durch Risiko zum Erfolg gekommen.
Daraus ein Lob der Risikobereitschaft zu machen, übersieht aber, wievielen ihre Risikobereitschaft zum Verhängnis wird. Eine Gesellschaft muss immer alle umfassen, die Kinder und Jugendlichen, die 20-35-Jährigen, die zwischen 35 und 50, die bis 65 und die Alten, eine Gesellschaft der Jungdynamischen würde schnell an fehlendem Überblick und Erfahrung zugrunde gehen, eine Gesellschaft der Hasardeure wäre das Grauen.
Ich selbst bin einer, der beruflich volles Risiko geht, weil anderes nicht geht.
Und weil es keine gesetzliche Berufsunfähigkeitsversicherung mehr gibt, habe ich auch hier keinen Schutz. Ich bekomme keine Versicherung dafür, null, nada niente. Breche ich mir ein Bein mit Gehverlust und finde keine alternative Möglichkeit, belohnt dieses Land meine Risikobereitschaft mit der vollen Machtwirkung von Hartz IV.
Daß Medien durch Konzernbildungen zu einer Gleichrichtung neigen, ist offensichtlich und bekannt. Aktuelles Beispiel ist in Hannover die Presse aus dem Hause Madsack, die sich in der Wulff-Ära immer unkritisch bis teils lobhudelnd-anbiedernd verhalten hat.
Ich empfinde das als schlimm, als Vernachlässigung des Warum der Pressefreiheit. Pressefreiheit ist in meinen Augen Freiheit zur kritischen Aufmerksamkeit, zur Kritik, nicht zur Bemäntelung und Beweihräucherung.
Bei den öffrechtlichen Medien ist dies noch etwas brisanter - sie werden ganz erheblich aus Gebühren finanziert, die jeder Besitzer eines Empfangsgerätes zahlen
muss.
Hier ist investigativer Journalismus, ein Programm, das hinschaut und aufzeigt, das nachfragt und hinterfragt in meinen augen Pflicht, und die allabendliche Füllung der besten Sendezeit von ARD und ZDF mit Spielfilmen und Serien empfinde ich als dreiste Zumutung. Ebenso viele der talkshows - bei maischberger gestern ein Medizin-Professor, der wesentliche Erkenntnisse der Ernährungslehre verdreht und über Bord geworfen hat, unterstützt durch eine selbsterstellte Studie, die vom Design her völlig ungeeignet war, die Fragestellung zu beantworten.
In dem Moment, wo er aber wirklich etwas Wesentliches beitragen wollte, wurde er abgewürgt.
Das Problem ist nicht, daß diese Medien nur an kleinen Korrekturen des Systems interessiert seien, es nicht umstoßen wollen, vielmehr sind sie an gar keinen Änderungen des Systems interessiert. Selbst nicht an jenen, die dringend nötig wären.
Es sei denn, Änderungen werden von Macht, Geld und Ruhm gefordert.
Von daher, wer gebraucht die Freiheit wozu, mit welchen Absichten, wo greifen die Verhältnisse in die Freiheit von Menschen ein, und wo stehen Menschen hinter diesen Verhältnissen und profitieren davon?
Darauf wäre zu sehen, wenn Freiheit in Verantwortung einen realen Wesensgehalt bekommen soll.