Deutscher Herbst 2015

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Maglor
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Mi 4. Nov 2015, 18:10 - Beitrag #1

Deutscher Herbst 2015

Spürt ihr auch diese Kälte?
An Nachrichten über Brandanschläge hat man sich schon fast gewöhnt und gelegentliche Messerstechereien hat man sich schon fast gewöhnt, genau wie an Morddrohungen gegen Politiker.
Erschüttert wird man sicher erst wieder, wenn es in der eigenen Umgebung passieert oder irgendwer dabei drauf geht. Eigentlich kann man sich ja ziemlich sicher sein, dass das eine oder andere demnächst passiert.
Irgendwann bemerkt man, dass sie unter uns sein. Auf einmal steht man neben Leuten, die sich regelrecht in Rage reden. Erst am Wochenende erzählte mir eine, es gäbe Begrüßungsgelder von 600 € pro Kopf. Ich sagte daraufhin nur: "In welcher Welt lebst du eigentlich?"
Eben das ist wahrscheinlich das Problem. Online wird irgendwelcher Schrott verbreitet. Wer empfänglich ist und tiefer in den Tunnel eindringt, landet irgendwann bei Pegida oder Daesh.

Lykurg
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Do 5. Nov 2015, 10:20 - Beitrag #2

Definitiv, über Neuverwendung des Begriffs "Deutscher Herbst" habe ich auch nachgedacht, insbesondere im Zusammenhang mit dem "Sommermärchen" 2006. Ich fürchte auch, daß der Messerangriff auf Frau Reker nur ein Anfang war; ein Spiegel-Kommentar berichtete zB über gegen die Kanzlerin gerichtete Gewaltphantasien von Berliner Taxifahrern (von denen doch eigentlich auch viele selbst einen Migrationshintergrund haben?) und zitiert "Deutschland. Ein Wintermärchen": "Fatal ist mir um das Lumpenpack, das, um Herzen zu rühren, den Patriotismus trägt zur Schau, mit all seinen Geschwüren." In Magdeburg gehen sie rudelweise mit Baseballschlägern auf Flüchtlingsjagd. Ja, es wird kalt.

Sicher radikalisieren und organisieren sich die Schlechtmenschen zu erheblichen Teilen online - aber die offenen Hetzreden der Pegida-Führung dürften mindestens soviel dazu beitragen. Pogrome macht bislang meines Erachtens der Mob, nicht das Klickvolk. (Andererseits funktioniert zeitgleiches "Aufbegehren" natürlich am besten über Vernetzung und zentrale Organisation.) Es muß ein Weg gefunden werden, Onlineradikalisierung entgegenzutreten. Daß in vielen Onlinemedien die Kommentarfunktionen abgeschaltet werden mußten, spricht seine eigene Sprache. Es ist ekelhaft, welcher Flut von verfassungsfeindlichem und menschenverachtenden Müll man sich gegenüber sieht, wo das nicht der Fall ist.

Maglor
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Do 5. Nov 2015, 11:02 - Beitrag #3

Ein Problem ist, dass sich viele Leute mit Recherche versuchen, die eigentlich gar nicht recherchieren können. Durch die Effekte eines personalisierten Onlineangebotes wird der Tunnelblick nur noch verstärkt.
Eine Entscheidung von Klickvolk und Mob würde ich nicht mehr treffen. Das Netz ist in der der Mitte der Gesellschaft längst angekommen, die Tastatur allerdings nicht. Ich sehe gerade das Klick- und Wischvolk kritik. Die Leute, die völlig ohne Internet leben, sind meistens über 60 (wenigstens im Geiste) und körperlich und hormonell nicht mehr tauglich für eine Straßengang.

Es ist mir auch schon aufgefallen, dass Fremdenfeindlichkeit kein Privileg der Arier mehr ist. Pirincii ist das prominenteste Beispiel. Bei dem von mir oben beschriebenen Erlebnis waren auch italiensche und deutsch-russische Kumpels des geistigen Brandstifters anwesend, die seinen Parolen gegen Flüchtlinge keineswegs Paroli boten. Auch schmerzhafte Weise witzig ist auch dieser Artikel im Postillon über das Verhältnis Migrationshintergründler zu den Migranten.

Lykurg
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Do 5. Nov 2015, 12:05 - Beitrag #4

Versuchen sie wirklich zu recherchieren? Ich sehe es genauso als Gefahr, daß man durch personalisierten Content innerhalb seiner Blase isoliert wird - weiß aber nicht, inwieweit überhaupt ein Versuch stattfindet, dem zu entgehen. Pegida mit ihrer (auch zunehmend gewaltsamer) Hetze gegen die "Lügenpresse" funktioniert als Immunisierungsverhalten und dürfte kritischem Denken in weiten Teilen wirksam entgegenstehen.

Das stimmt natürlich, und die Situation der Halbintegrierten ist immer eine besonders problematische - einerseits geraten sie aus dem Fokus und werden vielleicht sogar vereinnahmt, wenn sich das Feindbild neu ausrichtet und sie bereit sind, 'mitzumachen'; andererseits können sie auch im aufgeheizten Klima wieder zum Ziel werden (und die Schuld daran dann wieder auf die Flüchtlinge schieben).

Maglor
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Do 5. Nov 2015, 14:59 - Beitrag #5

Ich habe mich da sicher falsch ausgedrückt. Das Problem ist, dass zu viele Menschen nicht erkennen, was eine Information ist und was das genaue Gegenteil. (Das kann vom Rezipienten natürlich auch gewollt sein.) Youtube oder Google leiten einen übrigens erstaunlich schnell in den Hass- und Verschwörungstheoretikermodus. Ehe man sich sich versieht, wird einem irgendwelcher, zweifelhafter Müll angeboten und ist auf dem besten Weg in eine Gegenwirklichkeit.

Das Konzept "Lügenpresse" ist eine harte Nuss, denn der Anhänger jener Idee ist natürlich beratungsresitent, da er die üblichen Beweis- und Belegformen aus Prinzip ablehnt. Das macht eine Debatte im öffentlichen Raum allerdings keineswegs sinnfrei.
Zu schnell ist der Nicht- oder Andersdenkende der Ansicht, dass ja alle seiner Meinung sind. Wenn personalisierter Content wie Facebook, Whatsapp oder auch Youtube-Kanäle mit entsprechender Meinungsinzucht für die Wirklichkeit gehalten werden, ist ja auch klar, dass die "Stimmung kippt". Der Reker-Attentäter soll noch gesagt haben: "Ich habe es für euch alle getan." Nein, eben nicht und darum sollte man immer noch die Stimme erheben und aussichtslose Diskussionen führen - allein schon deswegen, um der Fremden- oder Staatsfeindlichkeit das letzte Wort zu nehmen.

Ipsissimus
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Do 5. Nov 2015, 17:13 - Beitrag #6

Das eigentliche Problem besteht natürlich darin, dass niemand recht hat, sondern dass einfach nur unvermittelbare Perspektiven gegeneinander antreten. Dem Nazi ist nicht vermittelbar, dass er sich täuscht, weil es einfach nicht mehr um Diskurs geht, sondern um Machtabgleich, der zunehmend gewalttätig erfolgt. Und in diesem Rahmen ist es reine Augenwischerei, von 25 Prozent Nazis auszugehen, egal ob sie sich so nennen oder sich noch als bürgerliches Lager fühlen. "Nazi" ist nicht definiert durch die Mitgliedschaft zu einer Organisation, sondern durch eine Haltung gegenüber Menschen und diese Haltung durchzieht die gesamte deutsche und europäische Gesellschaft. Es wird spannend sein zu verfolgen, wer gewinnen wird. Und dramatische Konsequenzen haben. Das Europa, das unsereins vielleicht einmal gemeint haben könnte, ist vorbei, so oder so.

Feuerkopf
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Do 5. Nov 2015, 19:56 - Beitrag #7

Dieses Gift, das da ausgekübelt wird, hat eine schlimme, lähmende Wirkung auf mich. Mir ist einerseits klar, dass ich Menschen mit geschlossenem Weltbild nicht ändern werde, andererseits weiß ich, wie falsch es ist, rechten Demagogen das Feld zu überlassen. Wenn ich die rechten Vorredner höre und sehe, erlebe ich bei mir, dass ich erstmals seit ewigen Zeiten Hassgefühle entwickle. Das ist sicherlich meiner Hilflosigkeit geschuldet gegenüber Gemeinheit, Lügen und seelischer Verrohung.
Dabei kann ich mit meinem Umfeld ganz zufrieden sein. Dortmund hat bisher alles recht gut im Griff, unsere Flüchtlingseinrichtung "umme Ecke" läuft so gut sowas eben laufen kann, die Ehrenamtler sind gut strukturiert und vernetzt.
Nein, ich weigere mich zu glauben, dass diese menschenverachtende Hetze die Mehrheit hat!

Maglor
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Do 5. Nov 2015, 22:54 - Beitrag #8

Zitat von Ipsissimus:Dem Nazi ist nicht vermittelbar, dass er sich täuscht, weil es einfach nicht mehr um Diskurs geht, sondern um Machtabgleich, der zunehmend gewalttätig erfolgt.

Es geht auch gar nicht Mehrheiten. Du hast es schon richtig erkannt. Macht manifestiert sich zuerst in der Lautstärke. Durch fehlenden Widerspruch entsteht die Illusion von Zustimmung.

Folgt dem Beispiel des kühnen Barbiers!

Maglor
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Mo 25. Jan 2016, 15:52 - Beitrag #9

In Facebook werden Meinungen nicht nur verbreitet, sondern auch selektiert.
In einem Spiegel-Artikel werden die seltsamen Wirkungszusammenhänge zwischen der Facebook-Software und den hässlichen Fratzen der User dargestellt.
Zitat von Spiegel:Die ersten Kommentatoren machen noch darauf aufmerksam, dass hier etwas nicht stimmt. Doch die frühen Kommentare klappt Facebook ja irgendwann zusammen, außerdem sind kritische Anmerkungen dieser Art selten die populärsten.

Es ist schon in der Software vorgesehen zu sein, dass der eigentliche Wert einer Meinung nicht ihre Objektivität, Begründetheit, Richtigkeit oder politische Korrektheit ist, sonndern die Anzahl ihrer "Likes". Die Beliebtheit ist der eigentliche. Je größer die Provokation, je stärker die Emotion angregt und die Vorerfahrung bestätigt wird, desto besser. Ist das hier der Anfang des gefürchteten Zeitalters des Feuilletonismus?

Zum Schutz der Gesellschaft - denn es kann ja nicht gut sein, wenn sich meine Meinung viral verbreitet - verzichte ich nach wie vor auf die Nutzung.
Doch es blüht immer brauner in Deutschland.

Zitat von Spiegel:Für die neue Wut- und Hasskultur, die in Deutschland um sich zu greifen scheint, gibt es drei Erklärungen, und zwei davon haben mit dem Internet zu tun.

Die erste erscheint ziemlich unwahrscheinlich: All die Menschen, die sich plötzlich so ängstlich bis brutal über Flüchtlinge äußern, haben selbst schon schlimme Erfahrungen mit Migranten gemacht.

Die zweite geht ungefähr so: Es gab schon immer so viel rechtes Potenzial, ausländerfeindliches Ressentiment, so viel Aggression und Dummheit in der deutschen Bevölkerung - aber jetzt wird all das, Facebook sei Dank, erstmals für alle sichtbar.

Die dritte mögliche Erklärung ist komplizierter und weit beunruhigender. In Kurzform lautet sie so: Es erscheint nicht nur so, als ob derzeit immer mehr Menschen immer radikalere Positionen vertreten - es ist tatsächlich so. Das Netz radikalisiert manche Menschen.

Das Vertrauen in den Algorhythmus der Gegenwirklichkeit ist für einige so groß, dass das Nicht-Subjektive nur "Lügenpresse" sein kann.
Aufklärung war der Ausgang des Menschen aus seiner selbstschuldeten Unmündigkeit. Die zeitgenössische Anti-Kant wüde wohl postulieren: Habe den Mut deine Gefühle und Vermutung zu äußern, zu posten und dich mit Gleichgesinnten zu vernetzen.

Es ist jedoch keineswegs so, dass dieses Phänomen allein auf dem rechten Rand beschränkt ist. Das Verbreiten von "beliebter Wahrheiten" ist ein allgegenwärtiges Problem, dass nun auch zur Selbstlenkung der Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa führt. Es waren immer wieder die Gerüchte oder auch die beliebten Fehlinterpreationen, die die große Wanderung immer wieder antrieben.
Der von der CDU immer mal aufgegriffene Ansatz auf Gerüchte und Fehlinterpretation innerhalb der Flüchtlingsszene mit eigener Propaganda zu reagieren, ist meiner Meinung nach durchaus richtig. Es gelingt ihnen jedoch nicht den komplexen Sachverhalt richtig zu erklären.

Es ist daher eine entscheidende Aufgabe der Gegenwart diese Gegenwirklichkeiten zu brechen und die Konstrukte algorhythmisch geordneter Unwahrheit zu entlarven. Dies betrifft sowohl die umgreifende Fremdenfeindlichkeit, als auch die jihadistiche Gegenwirklichkeit mit ihren eigenen Netzkanälen usw. Imgrunde sind jetzt nicht die Politiker und Journalisten gefragt, sondern die Programmierer von Facebook, Google, Youtube usw., die sich ihrer Verantwortung bewusst werden müssen.

Lykurg
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Mo 25. Jan 2016, 17:53 - Beitrag #10

Inzwischen hat sich die RAF auch nochmal gemeldet, vielleicht wollte sie die Begriffshoheit über den Deutschen Herbst wiederhaben. ;)

Aber ja, zur Facebook-Biasbildung gibts schon seit geraumer Zeit gute kritische Beiträge. Spannend finde ich inzwischen auch spürbare Vernetzung zwischen facebook und google - nachdem ich vor ein paar Tagen nach Beispielbildern für die Maurdramnus-Minuskelschrift googelte, wurde mir am selben Abend die Mitgliedschaft in einer facebook-Gruppe für Manuskripte angeboten. Kann natürlich alles auch ein Zufall sein. Auffällig ist aber natürlich auch, was für Nachrichten einem auf der Startseite angezeigt werden, und welche in den jeweiligen Feeds der abonnierten Seiten noch so schlummern, aber anscheinend nicht genügend ins jeweilige Profil passen. Da das offensichtlich genauso auch fürs Ranking von Beiträgen von Facebook-Freunden praktiziert wird, kann man vermuten, daß es auch bei Unbekannten der Fall ist, was den SpOn-beschriebenen Effekt der Aufmerksamkeitsgenerierung durch Radikalität unter Umständen noch weiter verstärkt.

Was wäre wohl der Effekt eines umgekehrten Rankings, das dem Konsumenten einer Seite wie Facebook immer die Nachrichten zeigt, die seiner aktuellen Position entgegengesetzt sind? Vermutlich erstmal Verwirrung, dann Furcht vor dem System, Wut über diesen untragbaren Zustand, übergehend in Haß auf sich selbst, und folgerichtig Leiden? Auch so käme man zu Pegida.

Maglor
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Di 26. Jan 2016, 14:27 - Beitrag #11

Zitat von Lykurg:Was wäre wohl der Effekt eines umgekehrten Rankings, das dem Konsumenten einer Seite wie Facebook immer die Nachrichten zeigt, die seiner aktuellen Position entgegengesetzt sind?

Im schlimmsten Fall entstehen gefährlichen Menschen, die die Welt aus unterschiedlichen Perspektiven deuten können. Ideologiekritik und Relativismus würden sich wie Seuchen ausbreiten. Das Konstrukt der "Lügenpresse" konnte erst durch den Kontrast zwischen traditionellen Leitmedien und digitaler Gegenwirklichkeit entstehen.

Hier noch ein besonders schöne Blüten aus dem Reich der Verschwörungstheorien: Angebliche Vergewaltigung einer 13-Jährigen: Russland wirft deutschen Behörden Vertuschung vor
Die Verknüpfung mit russischen Medien ist sicher auch eine nähere Untersuchung. Das Phänomen einer Verknüpfung der deutschen Gegenwirklichkeit mit der Putin-Propaganda gibt es ca. seit der Ukraine- und Krimkrise. Auffällig ist hierbei die Vermischung ursprünglich entgegengesetzter Radikalismen. Vielleicht sollte wirklich mal diese Fachmesse "Fanatika" stattfinden, damit der Markt des Hasses in voller Pracht präsentiert werden kann. 2016 braucht die Opa-Brigade der RAF unbedingt einen eigenen Stand! :crazy:
Die wären auch alle viel harmloser, wenn sie nur einmal im Jahr einen Messenstand hätten, statt das ganze Jahr zu senden!

Maglor
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Do 3. Mär 2016, 22:38 - Beitrag #12

Es war ein Winter, der kein Sommer war.
Leipzigs Polizeipräsident rechnet damit, dass bald die Bombe platzt.

Leipzigs Polizeipräsident Bernd Merbitz erwartet eine Zunahme der Gewalt gegen Flüchtlinge und ihre Unterkünfte in Sachsen. In der Bevölkerung seien fremdenfeindliche Einstellungen gewachsen, sagte Merbitz, der auch Chef des für Extremismus zuständigen Operativen Abwehrzentrums ist, am Donnerstag bei einer Anhörung des Innenausschusses des Landtags zu rechter Hetze und Gewalt.

Erneut sprach er von einer Pogromstimmung. Es sei deshalb davon auszugehen, „dass der Gewaltgehalt der Übergriffe sowohl auf Unterkünfte als auch auf Asylsuchende direkt zunehmen kann und auch zunehmen wird“.

Rechte und rassistische Übergriffe wie in Dresden, Heidenau oder zuletzt in Clausnitz seien „nur wenige Schritte entfernt von Rostock, Hoyerswerda, Mölln und Solingen in den 90er Jahren“, sagte Merbitz. taz



Es ist natürlich kein rein sächsischen Probleme. In den letzten Monaten gab es auch massive Anschläge in anderen Bundesländern, natürlich auch in Westdeutschland, jedoch ohne jubelnde Menge.
Und es ist ja auch kein reines Flüchtlingsproblem. Politiker, Polizisten und Journalisten stehen auch auf der Abschussliste.

Ipsissimus
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So 6. Mär 2016, 20:44 - Beitrag #13

es treibt selig lächelnd Richtung Bürgerkrieg

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Mo 7. Mär 2016, 10:57 - Beitrag #14

Das sogenannte christliche Abendland ist auch wirklich ernsthaft bedroht, wenn jetzt schon Pfarrer in Oberbayern wegen Morddrohungen das Handtuch werfen.

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Mo 7. Mär 2016, 16:55 - Beitrag #15

Oberbayern war halt schon immer berühmt für seine demokratischen Traditionen und seine weltoffene tolerante Art

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Mo 7. Mär 2016, 18:09 - Beitrag #16

Hier hat das christliche Abendland sich mit großartigem Erfolg selbst gerettet, mit der CSU an vorderster Spitze!

Daß der Pfarrgemeinderat die Ortspartei auffordert, die Kirchtürme aus ihrem Logo zu entfernen, ist nur ein Zufall.

Maglor
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Do 10. Mär 2016, 12:00 - Beitrag #17

Zitat von Lykurg:Daß der Pfarrgemeinderat die Ortspartei auffordert, die Kirchtürme aus ihrem Logo zu entfernen, ist nur ein Zufall.

Ist das nicht schon eine Vorstufe zur Exkommunikation?



Immerhin hat Horst Seehofer inzwischen Stellung dazu genommen: Morddrohungen seien "völlig inakzeptabel". Ach so, das ist also diese berühmte Grenze, der kleine Unterschied zwischen der CSU und dem rechten Rand.
Aber ja, er musste es auch mal aussprechen, damit es alle wissen. Die CSU ist gegen Morddrohungen. Das konnte vorher auch niemand ahnen. :crazy:

Hier beim BR gibt es die ganze Geschichte.

Zitat von BR:Noch im Oktober hatte Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung erklärt, er habe bisher in Zorneding keine Ausgrenzung erfahren. Danach erhielt er immer mehr Schmähpost, darunter auch massive Drohungen mit Formulierungen wie "Ab mit dir nach Auschwitz" und "Nach der Vorabendmesse bist du fällig". In drei Fällen hat der Pfarrer Anzeige erstattet. Die Behörden ermitteln wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Bedrohung.

Solche Geschichten, also Morddrohungen gegen Pfarrer, kannte man bisher nur aus Ländern wie Somalia, Afghanistan oder auch der Türkei. Demnächst taucht Bayern wahrscheinlich auch in der Top-Ten-Liste zeitgenössischer Christenverfolgung auf.

Ipsissimus
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Sa 12. Mär 2016, 11:50 - Beitrag #18

vor allem die Subtilität Seehofers lässt jubeln. "Morddrohungen" hat er gesagt, nicht "Mord".

Maglor
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So 24. Apr 2016, 11:28 - Beitrag #19

Zitat von Lykurg:Was wäre wohl der Effekt eines umgekehrten Rankings, das dem Konsumenten einer Seite wie Facebook immer die Nachrichten zeigt, die seiner aktuellen Position entgegengesetzt sind? Vermutlich erstmal Verwirrung, dann Furcht vor dem System, Wut über diesen untragbaren Zustand, übergehend in Haß auf sich selbst, und folgerichtig Leiden? Auch so käme man zu Pegida.

Dieses Experiment beginnt jetzt offenbar bei Youtube. Zu mutmaßlichen Hetzvideos wird antirassistische Werbung geschaltet.

Der Verein „Flüchtlinge Willkommen“ hat vor rund 100 einschlägige Youtube-Videos eigene Kurzclips schalten lassen. Mit der Initiative „Search racism. Find truth“ soll Zeichen gegen Hetzvideos im Netz gesetzt werden. taz

Ich wäre bereits überascht, wenn die Nutzer den Spuk überhaupt bemerken. Ich glaube, ich habe mir noch nie eine Werbeunterbrechung auf Youtube komplett angeschaut.

Lykurg
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So 24. Apr 2016, 20:34 - Beitrag #20

Das geht mir ähnlich: "Werbung auf Youtube?" Achja, fällt mir nur kaum je auf... Bin skeptisch, was man damit erreicht, aber der Versuch ist löblich und interessant, ob es was bringt.


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