Egal, wie dieses "Wollen wir die Welt säubern?" zu sehen ist und welche Bedeutung es hat ... selbst jetzt stellen sich mir noch die Nackenhaare auf. Zusammen mit Tom Cruises Mimik und der restlichen Körpersprache, dem Tonfall, allem... ich weiß nicht. So ein Unbehagen empfinde ich nebenbei nicht bei Ansprachen des Papstes
Auch in anderen Videos präsentiert sich Cruise als fanatischer Anhänger. Neulich sah ich eines, in welchem man glatt hätte Angst vor ihm hätte haben können.
Cruise hin oder her - Fanatiker jeglicher Religionen sollten kritisch betrachtet zu werden. Und auch Scientology als ganze Organisation/Sekte.
Natürlich ist es jedem überlassen, zu glauben, woran er mag (die Xenu-Theorie findet bei den SciFi-Fans sicherlich viele Anhänger ), nur sollte man dieses Argument nicht immer in Zusammenhang mit Scientology oder anderen unterdrückerischen Sekten bringen.
Jüngstes Beispiel ist der Aussteiger Lino, der bei SternTV im Februar auspackte. Linos ganze Geschichte hat mich berührt, das Leid, das der ganzen Familie angetan wurde.
Nur einmal ein Zitat aus dem Artikel:
Das Verhältnis zu seinen Eltern wird währenddessen immer schlechter. Lino Bombonato hält nur wegen des Geldes Kontakt zu ihnen - denn eine Scientology-Mitgliedschaft kostet. Weil sein Vater die Sekte aber ablehnt, kann Lino Bombonato innerhalb der Organisation nicht weiter aufsteigen. Eine letzte Chance, das zu ändern, scheint der Selbstmord. Die Scientologen haben Lino eingeredet, nach seinem Tod könne er in einer "besseren Umgebung", also mit Eltern, die selbst Scientologen sind, wiedergeboren werden.
Tut mir leid - meinetwegen könnt ihr jetzt mit korrekten 1A-Argumenten kommen, aber sowas geht gar nicht. Lino war zu dem Zeitpunkt, als er zu Scientology kam, fünfzehn Jahre alt. Wie alt er zu dem Zeitpunkt des Selbstmords war, weiß ich nicht, aber egal, ob es sich hier um einen Minderjährigen handelt oder nicht ... es ist ein Mensch.
Hin und wieder lese ich in den Nachrichten davon, dass Leute übers Web mit Mobbing andere Menschen in den Selbstmord getrieben haben und dafür bestraft werden. Hier wurde ein Mensch direkt in den Selbstmord getrieben (den Lino knapp überlebte) und es ist nichts passiert [bitte bringt mir jetzt keine Vergleiche mit Selbstmordattentäter ].
Am 31. März 2010 zeigt die ARD einen Spielfilm über Scientology, besser gesagt, über eine Familie, die durch Scientology zerstört wurde. Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit.
Die Organisation versucht im Moment natürlich alles, dass der Film nicht ausgestrahlt wird, aber ich schätze, dass sie in dem Punkt relativ wenig Chancen haben.
Dass es heikel ist, wussten auch Produzenten & Co., die den Film unter falschen Titel und falschen Fakten gedreht haben. Scientology hat dennoch Wind davon bekommen und das Set mit Telefon-Terror belagert.
Ich habe mir den Thread nicht mehr konkret durchgelesen, aber wurde eigentlich schon einmal die Fair Game Policy von Scientology angesprochen? Ich zitiere:
Eine Person, die in den Ethik-Zustand des Feindes zurückgestuft worden ist, gilt als vogelfrei: man darf ihm Eigentum abnehmen, ihn in jeder Weise verletzen, ohne daß man von einem Scientologen bestraft wird. MAN DARF IHM STREICHE SPIELEN, IHN VERKLAGEN, IHN BELÜGEN ODER IHN VERLETZEN" (Kaufman: "Übermenschen unter uns", S. 143).
"May be deprived of property or injured by any means by any Scientologist without any discipline of the Scientologists. May be tricked, sued or lied to or destroyed" (Foster Report S. 129).
Destroyed - ein ziemlich eindeutiges, hartes Wort.
Und wenn ich sowas lese, muss ich auch wieder an Tom Cruises "Clean"-Worte denken.
Nicht umsonst hüllen sich die Kritiker in absolute Anonymität. Hat Scientology einmal von deiner Identität und deiner "Gegner"-Zugehörigkeit erfahren, kleben sie einem wohl ewig an den Fersen.
In Bezug auf Lino noch einmal ein Zitat aus dem SternTV-Artikel:
Scientology hat Lino Bombonato fast alles genommen - in Ruhe lässt ihn die Sekte trotzdem nicht. Die Scientologen versuchen im Internet seinen Ruf zu ruinieren, setzen Persönliches gegen ihn ein. Lino Bombonato versucht dennoch, nach vorne zu schauen: Er will seine Schulden zurückzahlen. Und er will einen Beruf erlernen - am liebsten einen, in dem er anderen Menschen helfen kann. "Ein normales Leben führen", sagt Lino Bombonato, dass sei sein Wunsch.
Linos Fall ist eines von vielen. Die Dunkelziffer liegt wohl sicherlich noch um einiges höher.
Anonymous - die Kritiker von Scientology - werben auf der Straße gerne mit Flyern, auf welchem das Schicksal von Lisa McPherson festgehalten ist.
Für alle, die nicht extra googlen wollen, hier der Text von Wikipedia:
Am 18. November 1995 wurde Lisa McPherson in einen kleineren Autounfall verwickelt. Sie wurde nicht verletzt, war jedoch verwirrt und riss sich die Kleider vom Leib. Sie wurde in ein Krankenhaus eingeliefert und sollte von dort zur Untersuchung in eine psychiatrische Klinik verlegt werden. Dies wurde jedoch durch das Auftauchen zweier Mitglieder der Scientology-Sekte verhindert, die McPherson als Scientologin auswiesen und behaupteten, dass sie als solche mit der Psychiatrie nichts zu tun haben wolle, sondern lediglich „Ruhe und Entspannung“ brauche.
Über die weiteren Ereignisse in der Zeit zwischen dem 18. November und dem 5. Dezember ist wenig bekannt. Fest steht, dass McPherson in ein Haus der Scientology-Organisation gebracht wurde und dort tagelang kein Trinkwasser verabreicht bekam. Der gerichtsmedizinischen Untersuchung zufolge gilt ein durch den schweren Wasserverlusts und die Bettruhe entstandenes Blutgerinnsel als Todesursache.
Am 5. Dezember 1995 wurde die in einem schlechten Zustand befindliche Leiche von Lisa McPherson durch Scientology-Mitglieder zum New Port Richey Hospital im Norden von Clearwater, Florida, gebracht.
Und nur so am Rande: Es gab keine Verurteilungen. Das Verfahren wurde wieder eingestellt.
In Bezug auf die Fair Game Policy verlautet Hubbard zusätzlich, dass es egal ist, ob ein Verfahren gegen Kritiker gewonnen wird oder nicht. Einziges Ziel wäre, die Kritiker einzuschüchtern, zu ängstigen und zu verunsichern.
Wen eine Organisation wie Scientology Stars wie Tom Cruise, Katie Holmes, John Travolta, Will Smith und Kirstie Alley im Nacken hat, sorgt man sich auch nicht um die Kosten einer verlorenen Klage.
Alles in allem finde ich die Bezeichnung, dass Scientology "die neue Form des politischen Extremismus" sei, wie Ursula Caberta es ausdrückte, mehr als passend. Und meiner Meinung nach - Paranoia hin oder her - wird Scientology zu sehr unterschätzt.